Oberhausen. Das Unwetter über Oberhausen bildet in Osterfeld eine historische Kulisse: An der Kampstraße wird ein 300 Jahre alte Kreuz für gutes Wetter aufgestellt.

Man muss leider sagen: Das Wetter kam wie bestellt. Im Vorgarten der Familie Kassen war gerade jenes Kreuz wieder aufgestellt worden, mit dem an besonders verheerender Hagelstürme im 17. und 18. Jahrhundert gedacht wird, als der Himmel an diesem Dienstagnachmittag aufriss und ein heftiges Unwetter die Stadt ins Chaos stürzte.

Was heute ein Ärgernis ist, hatte für die Menschen damals schlimme Folgen: Innerhalb kürzester Zeit waren etwa durch einen Sturm im Jahr 1704 alle Ernten vernichtet, die Menschen litten Hunger. Im Gedenken an Katastrophen wie diese wurden Kreuze aufgestellt, sogenannte Hagelkreuze. Ein bekanntes steht in Sterkrade vor dem Sophie-Scholl-Gymnasium. Das Osterfelder Hagelkreuz ist deutlich versteckter.

Geese restaurierte das Kreuz

An der Ecke Kamp-, und Michel­straße im Vorgarten von Johannes Kassen und seiner Frau steht es. Die Familie hütet das Kreuz seit Generationen. Gegen Anhänger der Nazis hat sie es einst geschützt. Heute sind es Wind und Wetter, die dem Jahrhunderte alten Holz zusetzen: Im Juni war der Querbalken heruntergefallen. Zimmermann Heiner Böhner des Oberhausener Fachbetriebs Geese-Bau nahm sich der Sache an: Er baute das Kreuz ab, richtete es aufwändig her und setzte es in neuem Stahlfuß wieder im Vorgarten der Kassens. Unentgeltlich. „Wir sind Lokalpatrioten“, sagt Böhner. Dankbar nicken die Vertreter des Osterfelder Bürgerrings, die zur Kreuz-Übergange gekommen sind: „Das Kreuz ist ein Stück Osterfeld“, sagt Heinrich Bahne vom Heimatblatt „Kickenberg“ des Bürgerrings.

Nackt bleibt es allerdings. Der erwartete Korpus, der gekreuzigte Jesu, war schon zwei Mal beschädigt worden, zuletzt hatten ihn Anhänger der Nazis geschändet. „Ich habe den Korpus im Feld gefunden und nach Hause gebracht“, erinnert sich Johannes Kassen. Zweimal musste der Korpus ersetzt werden, die jeweils alten hängen heute in St. Pankratius. Der neue, dritte Korpus wird nur zu besonderen Anlässen am Kreuz angebracht.

1969 waren Osterfelder zuletzt durch den Stadtteil gelaufen

Anlässe wie jene Hagelkreuz-Prozessionen, die wohl seit 1664 durch Osterfeld verliefen, um gute Ernte und gutes Wetter zu erbitten. 1969 waren die Osterfelder zuletzt durch den Stadtteil gelaufen. Altpropst Karl Wehling war damals neu nach Osterfeld gekommen. „Es gab einen richtigen Schauer, wir waren nass wie die Katzen. Die Leute hatten sich alle verdrückt“, erzählt er. Die Tradition schlief danach ein. Wehling: „Die Prozession schien nicht mehr wichtig zu sein.“

Regelmäßig findet in Sterkrade eine Hagelkreuz-Prozession statt - wird diese Tradition auch in Osterfeld wieder eingeführt?

Hans-Ulrich Neikes, Propst von St. Pankratius Oberhausen-Osterfeld, macht da Hoffnung: Sollte die nächste Fronleichnamsprozession innerhalb der Propstei von der Pankratius-Gemeinde aus organisiert werden, so Neikes, dann könnte das Hagelkreuz das Ziel sein.