Essen/Oberhausen/Mülheim. Blitzeinschläge, Sturmböen und Starkregen mit bis zu 40 Litern pro Quadratmeter störten am Dienstag massiv den Nahverkehr im Raum Essen. Für den Mittwoch sagen die Wetterdienste wieder starke Gewitter voraus - auch in Regionen, die bislang nicht betroffen waren.
Starkregen hat am Dienstag für Verkehrsprobleme und Stromausfälle rund um Essen gesorgt. Im Regionalverkehr quer durchs Land kamen am Abend Züge später oder gar nicht. Auch der Fernverkehr war betroffen. Ein Blitz schlug in eine Oberleitung am Essener Hauptbahnhof ein, wie ein Bahnsprecher bestätigte. In Oberhausen gab es einen Stromausfall, in Bottrop legten die Gewitter ein Stellwerk lahm. Auch die Fernzüge waren betroffen.
"Teilweise sind bis zu 40 Liter pro Quadratmeter niedergegangen", erklärt Fabian Ruhnau von Meteomedia in Bochum. "Der Schwerpunkt des Unwetters lag in Essen, Mülheim und Oberhausen." Allerdings seien die Gewitterwolken kaum gezogen, da der Höhenwind so schwach war. "Nur zum Vergleich: in Dortmund und Bochum hat es nur ein paar Tropfen geregnet." In Solingen und im Sauerland bei Eslohe allerdings habe es sogar gehagelt.
Warnung vor Starkregen, Sturmböen und Hagel
Für den Mittwoch sagt der Meteorologe eine ähnlich lokale Gewitterneigung voraus. Schon am Morgen bildeten sich Gewitterwolken im Bergischen Land. Ab Mittag müsse in ganz NRW mit Starkregen, Sturmböen und Hagel gerechnet werden. Wo sich Gewitter tatsächlich entladen, sei aber nur sehr kurzfristig vorherzusehen, so Meteomedia.
Während das Münsterland am Dienstag verschont blieb, könnte es am Mittwoch stärker betroffen sein, ebenso wie Ostwestfalen. Flächendeckende Gewitter und Hagel, Sturm und Starkregen bis in die Nacht zum Donnerstag sagte auch eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes in Essen voraus.
Die drückenden Temperaturen sanken am Dienstag aber zunächst kaum. Vielerorts in NRW war es am Abend noch zwischen 25 und 26 Grad warm, allein in Essen zeigte das Thermometer nach den Gewittern immerhin nur etwas über 20 Grad an. Nach dreiwöchiger Trockenzeit hatte es am Montag zuvor erstmals wieder in NRW geregnet. Auch am heutigen Mittwoch müssen die Nordrhein-Westfalen bei bis zu 30 Grad weiter schwitzen, so Meteomedia.
Unwetter mit Starkregen in Oberhausen
Feuerwehren im Land rückten zu zahlreichen Einsätzen aus. Allein in Essen mussten die Helfer 30 Keller auspumpen und 20-mal wegen loser Äste und umgestürzter Bäume zupacken. Auch in Mülheim waren es 45 Einsätze; einer davon in der Müllverbrennungsanlage der Nachbarstadt Oberhausen, wo die Kollegen ebenfalls stark beansprucht waren. Es handelte sich um einen Kabelbrand.
Massive Verspätungen nach Blitzeinschlag am Hauptbahnhof Essen
Bereits kurz nach dem Niederschlag gab es erste Meldungen über einen Blitzeinschlag in die Oberleitungen am Essener Hauptbahnhof. Sprecher der Bahn bestätigten diese Meldungen, konnten aber über eine Schwere des Schadens und eine eventuelle Reparaturzeit nichts sagen, da es eine Vielzahl an ähnlichen Meldungen in der ganzen Region gegeben habe.
Gegen 19:25 Uhr hatten sämtliche Züge und Bahnen am Essener Hauptbahnhof, der voll mit wartenden Reisenden war, teils erhebliche Verspätungen. Teilweise kam es zu Ausfällen von S-Bahnen im Nahverkehr. Ab 20 Uhr schien sich die Lage am Essener Hauptbahnhof langsam zu entspannen. Erste Bahnen fuhren wieder nach Fahrplan, die Verspätungen auf der Bahnhofsanzeige lichteten sich.
Berufs- und Freiwillige Feuerwehr im Einsatz
Reiner Klus als Wachabteilungsleiter der Feuerwehr berichtete um 18.30 über ein vermehrtes Aufkommen an Einsätzen im Süden und Südwesten der Stadt. Sowohl Berufs- als auch Freiwillige Feuerwehr seien im Einsatz. Hauptsächlich gehe es um Regenwasser, das in Wohnungen und Keller eingedrungen sei.
Auf der A40 stand das Wasser zwischen Essen und der Anschlussstelle Mülheim-Heimaterde auf dem Seitenstreifen und auf der rechten Fahrbahn zeitweise bis zu 50 Zentimeter hoch, meldete die zuständige Autobahnpolizei Düsseldorf. Größere Behinderungen gebe es dadurch aber nicht, so ein Sprecher.
Land unter in Oberhausen - Blitz schlägt in Polizeipräsidium ein
Land unter auch in Oberhausen: Ein gewaltiges Gewitter ist am Dienstagabend über die Stadt gezogen. Nach einem Blitzeinschlag ist am Hauptbahnhof zeitweise der Strom ausgefallen. Ins Polizeipräsidium am Oberhausener Friedensplatz ist gleich fünf Mal der Blitz eingeschlagen: Weil dort auch der Computer steht, der die Ampelanlagen der Stadt regelt, waren alle Ampeln kurz ausgefallen - sie fuhren einmal runter und gingen dann wieder in Betrieb.
Durch die Wassermassen, die auf Oberhausen niederregneten, mussten ganze Straßenzüge gesperrt werden - sie hatten sich in Seen verwandelt. Die Duisburger Straße war bis zur Concordiastraße geflutet. „Das Wasser hat dort sämtliche Gullis hochgedrückt“, hieß es bei der Polizei. Auf der Hiesfelder Straße stürzte in Höhe der Autobahnbrücke über die A3 ein Baum auf die Fahrbahn.
Weite Teile der Oberhausener Innenstadt zeitweise ohne Strom
Blitze waren im Minutentakt am Himmel zu sehen. Eine Störung im RWE-Hochspannungsnetz sorgte nach Angaben des Energieversorgers EVO um 17.46 Uhr für den Ausfall einer Verteileranlage im Oberhausener Stadtteil Lirich. Weite Teile der Innenstadt waren anschließend ohne Strom - betroffen waren auch der Hauptbahnhof und die Müllverbrennungsanlage.
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Ein Kesselbrand in der Müllverbrennungsanlage GMVA löste einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Dort war durch den Netzausfall einer der vier Kessel in Brand geraten, einige Turbinen sind ausgefallen. Dicker schwarzer Qualm über der Anlage verunsicherte schnell Anwohner, die über die sozialen Netzwerke im Internet Videos und Fotos vom Unwetter teilten.
Unwetter flutet den Mülheimer Busbahnhof
Die starken Regenfälle hielten am Abend auch die Feuerwehr in Mülheim in Atem: 45 Einsätze meldetet die Feuerwehr für den Zeitraum zwischen 18 Uhr und 21.30 Uhr. Zahlreiche Keller waren voll Wasser gelaufen und mussten leergepumpt werden. Zwei Bäume in Heißen mussten zudem gefällt werden. Mit 20 Leuten war auch die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz.
Mehrere Straßen standen unter Wasser. Die Abflüsse konnten die gewaltigen Wassermengen nicht aufnehmen. Bei der Mülheimer Verkehrsgesellschaft führte dies dazu, dass der Busbahnhof an der Duisburger Straße geflutet wurde. Dies hatte zur Folge, dass es auf einigen Buslinien zu rund 15 Minuten Verspätung kam. Zwei Busse fielen zwischenzeitlich auch aus, weil größere Mengen Wasser in den Motorraum gedrungen waren.
Gewitter legt Nahverkehr in Bottrop lahm
Ein Blitzeinschlag in eine Oberleitung legte Dienstagabend den Bahnverkehr zwischen Essen und Bottrop lahm. Sowohl die S 9 als auch der RE 14 fielen am Abend komplett aus. Die Fahrgäste mussten am Essener Hauptbahnhof aussteigen.
In ein Mehrfamilienhaus im Fuhlenbrock ist am Dienstagabend vermutlich ein Blitz eingeschlagen. Die Feuerwehr war zu dem Haus an der Straße im Beckram gerufen worden, weil eine Steckdose aus der Wand geschleudert wurde und verschmort ist.
Deshalb vermutet die Feuerwehr einen Blitzschlag als Ursache. Die Retter schalteten die betroffene Wohnung stromlos. Weil ansonsten nichts passiert war, konnten die Einsatzkräfte relativ schnell wieder einrücken. Die Wohnung ist jedoch immer noch ohne Strom, ein Elektriker muss sich ein Bild von der Lage machen.