Essen. Das neue Buch des renommierten Journalisten Ronald Reng beschreibt die Geschichte von Heinz Höher in 50 Jahren Bundesliga. Am Leben des ehemaligen Fußballspielers des MSV Duisburg und Trainers des VfL Bochum spürt Reng der Faszination Fußball nach - präzise recherchiert und schonungslos offen.
Wer in diesem Jubiläumsjahr auf 50 Jahre Fußball-Bundesliga zurückblickt, wird geradezu erschlagen von der Wucht der Statistiken, Rekorde oder Premieren. Doch all’ die Zahlenkolonnen, die bunten Schnipsel, können das Phänomen Fußball-Bundesliga nicht so lebendig, so erlebbar machen wie die Lebensgeschichte eines Mannes, der auch für diese 50 Jahre steht.
Der heute 74-jährige Heinz Höher, beim MSV Duisburg ein Bundesliga-Spieler der ersten Stunde, später Trainer unter anderem des VfL Bochum und 1. FC Nürnberg, ist der Protagonist des neu erschienenen Buches „Spieltage – die andere Geschichte der Bundesliga“ (475 Seiten, 19,99 Euro, Piper Verlag) des renommierten Journalisten und Buchautoren Ronald Reng (unter anderem „Traumhüter“), der auch für diese Zeitung schreibt.
Rebellion der Führungsspieler macht Höher berühmt
Für viele ist Heinz Höher vor allem der Mann, der eine gewisse Berühmtheit erlangte, weil der Präsident des 1. FC Nürnberg im Jahre 1984 nach einer Rebellion der Führungsspieler nicht ihn, sondern die halbe Mannschaft entließ – und der Club mit den Jungspunden Dorfner, Reuter und Eckstein prompt aufstieg.
Doch bei Heinz Höher geht es um viel, viel mehr. Der Bogen spannt sich von Helmut Rahn und Manfred Manglitz über Ottokar Wüst und Hermann Gerland bis zum heutigen Fußball-Profi und Höher-Zögling Juri Judt.
Reng erzählt offen von den dunklen Seiten des Fußballs
Das Buch enthält zahllose Anekdoten, aber nicht um der Anekdoten, um des kurzen Schmunzelns willen, sondern um den Zeitkolorit erfassen zu können; um die Veränderung, die Brüche, vor allem auch die dunklen Seiten zu erspüren, im Fußball, um den Fußball herum, in der Gesellschaft.
Das Buch ist genau, es ist ungemein aufwändig wie präzise recherchiert, und es ist schonungslos, auch schonungslos offen mit den Problemen Heinz Höhers, der zum Alkoholiker wurde, auf dem Trainingsplatz umkippte, sein Geld mit Skatspielen verdiente, der pleite ging.
Aber am Ende ist es vor allem die Geschichte eines Mannes, der Zeit seines Lebens sperrig war, der stets unnahbar blieb, aber dafür immer das Spiel, den Fußball liebte. Man erspürt die Faszination Fußball im und durch den Menschen Heinz Höher. Wer das Buch liest, wird den Fußball danach nicht weniger lieben, aber er wird einiges vielleicht besser verstehen.