Oberhausen. „Ruhr in Love“ funktioniert den Olga-Park in eine gigantische Tanzfläche um. Die Raver sind los! Zehn Stunden Musik, 400 Discjockeys und 38 gleichzeitig spielende Plattenteller. „Ruhr in Love“ gehört längst zu den größten Freiluftfestivals des Genres.
Sie tun alles, womit man einen verdienten Parkwächter wahrscheinlich in den Wahnsinn treibt: Sie kommen in der Stärke eines Rudels, trampeln ungehörig und dauerhaft auf der Rasenfläche herum und sorgen auch noch für eine stattliche Geräuschkulisse. Das alles klingt nach ordentlich Bambule, ist es aber nicht. „Ruhr in Love“ funktioniert den Olga-Park in eine gigantische Tanzfläche um. Die Raver sind los! Zehn Stunden Musik, 400 Discjockeys und 38 gleichzeitig spielende Plattenteller. „Ruhr in Love“ gehört längst zu den größten Freiluftfestivals des Genres. 46 000 Menschen bedeutet am Samstag bei der zehnten Auflage in Osterfeld, die elfte insgesamt, eine neue Rekordmarke.
Von München nach Oberhausen
„Super, Sonne!“, freut sich Holger Wiebold (29), der mit Freundin Maike beim luftig-ärmelfreien Oberhemd auf die richtige Kleiderkarte gesetzt hat. Eigentlich sollte es ja wie aus Kübeln schütten. Doch der Wetterfrosch versteht bei all den Schallwolken im Olga-Park wohl seine eigene Vorhersage nicht mehr. Der Regen tobte sich am Morgen aus, jetzt wabern die Boxen alles schön trocken. Ein Unterfangen, das eigentlich unmöglich ist: Denn schon nach wenigen Minuten ist ein Großteil der durchweichten Wiesen eine matschige Schlamm-Piste. Jetzt tanzen sie Fango-Tango. Aber so richtig stören kann die Rutschpartie nicht. „Kein Problem! Wir ziehen die Schuhe aus“, sagt Mike Stöber (21), der mit München eine weite Anreise hinter sich hat. „Ich komme seit drei Jahren hierher. Die Stimmung ist gut und ich kann bei Freunden in Essen übernachten.“
Praktische Bett-Bekanntschaften hat nicht jeder. Viele Hotels in der Umgebung funkten für das Feierwochenende schon früh: ausgebucht! Bei einer dreistelligen Zahl von Discjockeys fällt die Wahl der Tanzfläche für Laien nicht leicht. Fans steuern die Freiluft-Pavillons, die auf einer kleinen Bühne dem Plattendreher Platz bieten, dagegen ganz gezielt an. Techno ist nicht alles. Das Elektro-Genre lockt von gemäßigter Melodik („House“) bis markerschütterndem Rhythmus-Wumms („Hardcore“) mit verschiedenen Stilmitteln.
Oberkörper frei, Hot-Dog der Marke Eigenbau
Vor den Tanzflächen drängen sich die Raver in eine kleine Budenwelt, in der Pommesschalen und Bierbecher die Besitzer wechseln. Die Klangwolke lässt Limonade-Flaschen erzittern. Der Hot-Dog der Marke „Eigenbau“ kostet 3,50 Euro. Wer dabei Ketchup, Majo und Zwiebelscheiben auf seine Kleidung kleckert, ist nicht gleich verloren. Oberkörper frei, bei „Ruhr in Love“ gehört das zum guten Ton.
So drängen sich die Fans mit bunten Riesensonnenbrillen, knallbunten Shirts und Gruselmasken vor allem vor der Hauptbühne namens Mixery-Stage in der Mitte des Olga-Parks. Hier legen die bekanntesten Schallplattendreher wie Phil Fuldner, Felix Kröcher, Moguai oder ATB auf. Ein pfiffiger Name hat noch keinem Discjockey geschadet. Nebenan zeigen Lutz Vegas, Kahlkopf HC, Audiosex und Vinylsurfer eine ausgefeilte Plattenbehandlung.
Die 46 000 Besucher merkt man dem Gelände an, die Plätze zum Einfach-mal-auf-die-Wiese-legen werden knapper. Schon am frühen Mittag ist es rappelvoll. Die Handynetze kollabieren. Wer sich zu früh Mut für die Tanzflächen angetrunken hat, spürt jetzt torkelnd die Folgen. Das Personal in den Zelten des Rettungsdienstes hat genug zu tun. Auch die Polizei ist vor Ort, schon am Eingang ziehen sie Festivalbesucher aus dem Verkehr. Acht vorläufige Festnahmen wegen des Verdachts auf Handel mit Betäubungsmitteln.