Oberhausen.. Viele Menschen schreckt der zeitliche Aufwand, den ein politisches Amt mit sich bringt, ab. So stellt sich häufig die Frage: Politik oder Karriere? Denn beides zusammen ist schwer unter einen Hut zu bringen. Das musste auch Thomas Gäng, Ratsherr der Oberhausener CDU-Fraktion, erkennen.

Alle Parteien haben bundesweit Probleme, die ihnen bei Wahlen zugesprochenen Mandate in Räten, Verbandsversammlungen, Landtagen und demokratisch kontrollierten Organisationen mit fähigen politisch und fachlich versierten Menschen zu besetzen. Denn immer weniger Bürger sind bereit, erheblich viel Zeit und Mühe für die politische Arbeit aufzubringen – oder gar Karriere-Einbußen hinzunehmen.

Der 48-jährige Schmachtendorfer Thomas Gäng hat sich als Ratsherr der Oberhausener CDU-Fraktion seit 2009 durch seine hohe Einsatzbereitschaft und sein finanz- wie wirtschaftspolitisches Wissen einen guten Ruf in der Oberhausener Gesellschaft verschafft – und sich neben der hohen Anerkennung in der CDU-Fraktion den Respekt der rot-grünen Mehrheit erworben.

Respekt und Anerkennung

Nun hat sich Gäng aber dazu durchgerungen, sein Ratsmandat niederzulegen – weil er bei der hiesigen Stadtsparkasse als Risiko-Kontroller einen wichtigen Karriereschritt nach oben machen kann: Er wird auf besonderen Wunsch des neuen Sparkassenchefs Bernhard Uppenkamp als „Verhinderungsvertreter“, also als einer von zwei Vertretern des Vorstands, sein Mandat niederlegen. Die neue mit einer relativ kleinen Zulage ausgestattete Funktion ist in der Sparkassen-Szene Voraussetzung dafür, mal Vorstand bei einer Sparkasse zu werden.

Gäng war schon einmal „Verhinderungsvertreter“, hatte aber auf dieses Amt Ende 2011 verzichten müssen, um das Ratsmandat behalten zu können. Denn nach zweijähriger Tätigkeit von Gäng im Rat hatte die Stadt auf Anregung der SPD prüfen lassen, ob sich dahinter nicht eine unzulässige Interessenkollision verbergen könne: Vertreter des Vorstandes eines städtisch kontrollierten Unternehmens und das Mandat in einem Rat, der die Stadttöchter kontrollieren soll.

"Es tut mir weh"

Innenministerium und Sparkassengiroverband kamen zu dem Schluss, dass Gäng ein Amt aufgeben müsse, es reiche nicht aus, dass er bei Sparkassen-Entscheidungen im Rat nicht mit stimme. Die CDU hatte gegenteilige Gutachten zum Problem vorgelegt. Damals entschied sich Gäng für die Politik, jetzt aber für seinen beruflichen Erfolg. „Es tut mir weh, aus dem Rat zu scheiden, denn ich will mich als politisch interessierter Bürger für meine Heimat einsetzen“, sagt der Vater zweier jugendlicher Mädchen, der Vorsitzender des Katholikenrates bleiben will.

Seinen Ausflug in die aktive Politik will Gäng nicht missen. Überrascht hat ihn aber die Härte des politischen Geschäfts und die Masse an Detailarbeit. Erstaunlich findet Gäng auch das Verhalten der Bürger: Es habe einerseits großen Zuspruch gegeben, andererseits sei er von Bürgern für alles Mögliche verantwortlich gemacht worden - „selbst für die nun so magere Rentenerhöhung“, sagt Gäng.