Oberhausen. .

WAZ-Leserbeirat Kilian Schlattmann war für einige Monate in Großbritannien, um dort zu studieren. „Der erste Eindruck war schon ernüchternd, als ich aus England zurückgekommen bin“, sagt der Oberhausener über seine Heimatstadt. Und meint damit auch den Anblick von heruntergekommenen Gebäuden oder leerstehenden Läden, besonders in der Innenstadt. Die Situation der Marktstraße diskutierten die WAZ-Leserbeiräte beim Treffen mit SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer.

Ob es denn nicht irgendeine Möglichkeit gebe, Eigentümer von Immobilien dazu zu zwingen, diese zu renovieren – oder sogar zu enteignen, wollte Leserbeirat Michael Barthel wissen. „Wenn wir als Kommune gesetzlich die Möglichkeit hätten, die Besitzer von Schrottimmobilien zu enteignen, dann müssten wir ja auch Geld für die Entwicklung dieser Häuser haben“, sagte Wolfgang Große Brömer. Das sei das Problem.

Keine Mondpreise aufrufen

Der SPD-Politiker erwähnte in diesem Zusammenhang die Idee eines revolvierenden Fonds, in den zum Beispiel eine Kaufmannschaft einzahlt, um gemeinsam ein Gebäude zu kaufen, es auf Vordermann zu bringen, um dann mit dem Verkaufserlös eine weitere Immobilie zu sanieren. „Genau, Bürger könnten doch Anteile kaufen“, sagte Leserbeirätin Anette Friedhoff. Aber nicht, wenn die Besitzer von Immobilien wie dem Gartendom oder der Markthalle „Mondpreise“, so Wolfgang Große Brömer, verlangen. „Hier muss man in der Tat gesetzliche Möglichkeiten diskutieren“ – um realistische Preisvorstellungen durchzusetzen.

Die Innenstadt muss sich neu erfinden

Was den Druck zum Renovieren anginge, „da bräuchten wir ein Anreizsystem für die Immobilienbesitzer“, meinte Große Brömer, um Investitionen schmackhaft zu machen. „In der Vergangenheit konnten wir da keine Fördergelder abschöpfen, weil wir als Nothaushaltskommune den notwendigen Eigenanteil nicht leisten durften. Das ändert sich jetzt.“ Für die Entwicklung der City seien die Eigentümer von zentraler Bedeutung, „aber die leben nicht vor Ort“.

Dass die Innenstadt sich neu erfinden muss, meinte auch Leserbeirat Michael Barthel in der anschließenden Diskussion über die Frage, ob das erweiterte Bero-Zentrum, das im Frühjahr 2014 eröffnet, eine Konkurrenz für Marktstraße, Elsässer oder Langemarkstraße ist. „Die Grundversorgung ist gegeben, wir brauchen Cafés und Restaurants in der Innenstadt, damit hier Leben ist“, meinte Barthel. Und eine andere Bevölkerungsstruktur mit einer anderen Kaufkraft (Große Brömer). Um die Innenstadt zu beleben, plant die SPD hier Verwaltungseinheiten (wie etwa die Agentur für Arbeit) anzusiedeln.