Oberhausen.
Als Ina Seelig die Mail las, dachte sie: „Die haben sicherlich an die Falsche geschrieben.“ Aber sie sollte sich irren. Der Zonta Club Oberhausen hatte die 16-Jährige tatsächlich als Hauptpreisträgerin seines diesjährigen „Young Women in Public Affairs Award“ ausgewählt.
Mit diesem Preis werden Oberhausener Schülerinnen ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße sozial engagieren. „Und das macht Ina schon von klein auf“, schwärmt Mama Elke Seelig. Sie habe bereits in der Grundschule schwächeren Schülern geholfen. Die Preisträgerin selbst winkt lachend ab: „Ach Mama, hör auf, das sind doch olle Kamellen.“
Neuauflage des Osterfelder Sprüchekalenders
Brandaktuell ist dagegen, dass Ina federführend am Osterfelder Sprüchekalender 2013 beteiligt war. Den hatte der Deutsch-Leistungskurs des 10. Jahrgangs der Gesamtschule Osterfeld auf Anregung ihres Lehrers Burkhard Rothenberg neu aufgelegt.
Ina war von Anfang an dabei. Sie dachte sich Sprüche für den Kalender aus, sprach mit Geschäftsleuten, damit die möglichst zahlreich im Kalender inserierten. Gemeinsam mit anfangs noch 20 Mitschülern lief Ina durch Osterfeld-Mitte und klopfte an (fast) jede Tür. 1200 Exemplare hatte der Verlag geliefert. Knapp 1000 Werke konnten die Schüler verkaufen. Die restlichen Exemplare verschenkten sie an Seniorenheime und Krankenhäuser. Nach ersten Schätzungen kamen rund 6000 Euro zusammen. Der Erlös geht an das St. Vinzenz Pallotti Hospiz.
Freiwillige Nachhilfe
Nebenbei ist Ina noch Klassensprecherin der 11a und Kurssprecherin etwa in Pädagogik, Deutsch, Biologie. Für das Fach Spanisch nimmt sie an den Schulkonferenzen teil. „Um zu besprechen, wie man den Unterricht noch praxisnaher und spannender gestalten könnte.“ In der zehnten Klasse gab sie Schülern der fünften und sechsten Klassen Nachhilfe. Freiwillig, unentgeltlich und in ihrer Freizeit.
Ungerechtigkeit ist ihr ein Gräuel
„Es gibt so viel Benachteiligung“, meint sie. Und Ungerechtigkeit ist ihr ein Gräuel, anderen zu helfen ein Bedürfnis. „Das gilt auch für Tiere – was unsere Tochter da schon alles angeschleppt hat“, so Elke Seelig schmunzelnd. Kein Wunder. Seit Familienmeerschweinchen Knöpfchen unters Messer musste, will Ina Tierärztin werden. Damals war sie in der fünften Klasse. Drei Praktika hat die engagierte Schülerin inzwischen absolviert, ein Schulpraktikum und zwei freiwillige, mal beim Tierarzt, mal im Tierpark Kaisergarten. Zweimal in der Woche spielt sie Volleyball – mehr Zeit bleibt nicht.
Auf die Zonta-Preisausschreibung habe sie ihre Schulleiterin aufmerksam gemacht. Die Bewerbung musste sie auch in Englisch abgeben, „dabei half meine Englischlehrerin“. 300 Euro Preisgeld erhält Ina. Das spart sie nun fürs Studium.
Jeweils 100 Euro für ihr soziales Engagement erhalten außerdem Ilona Nordhorn und Frieda Stifft, beide vom Freiherr-vom-Stein Gymnasium.
Zonta ist ein international tätiges Netzwerk berufstätiger Frauen, das die Stellung der Frau im rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich verbessern will.
Mit dem „Young Women in Public Affairs Award“ sollen junge Frauen motiviert werden, sich aktiv an der Gestaltung ihrer Umwelt zu beteiligen.