Oberhausen.

In seinem braunen Ledersessel sitzend liest Leo Nastalli die WAZ, wie an jedem Morgen. „Dann erfahre ich immer die neuesten Nachrichten.“ Außerdem halte es ihn fit. Denn mit seinen 96 Jahren ist Leo Nastalli wohl einer der längsten und ältesten WAZ-Abonnenten, die es gibt.

Am 23. Dezember 1918 geboren, blickt der einstige Kaufmann auf ein langes Leben voller Erlebnisse zurück. Dabei war ihm die Tageszeitung eine ständige Begleiterin. „Durch die weiß ich auch, was in meinem näheren Umkreis los ist.“

Ein Plausch mit Ilse Wagner

In Westpreußen erblickt Leo Nastalli das Licht der Welt, wächst jedoch in Duisburg auf. In seinem langen Leben habe er jedoch schon etliche Städte der Welt gesehen. In Paris lernt der junge Mann als Offizier Ilse Werner kennen, eine Sängerin und Schauspielerin, die ihre größten Erfolge zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges feiert. „Wir haben ein bisschen geflirtet“, schmunzelt Nastalli. Etliche Jahre später soll er seinen alten Schwarm wiedertreffen. Während einer Autogrammstunde in Bad Kissingen vor ein paar Jahren erkennt ihn die pensionierte Schauspielerin und unterbricht sogar ihren Termin. Leo Nastalli selber versuchte sich für kurze Zeit als Schauspieler im Oberhausener Theater und glänzte in dem 2010 aufgeführten Stück „Attacke Alter“ von Regisseurin Heike Scharpff. „Das ganze Publikum hat nach meinem Auftritt applaudiert.“ Noch heute kann er Zeilen des Stücks fehlerfrei rezitieren.

69. Hochzeitstag

Seine große Liebe gilt jedoch seiner Frau. Direkt nach dem Krieg verheiratet, konnte das Paar noch seinen 69. Hochzeitstag feiern. „Das schafft in der heutigen Zeit wohl kaum einer“, sagt der 96-Jährige nicht ohne Stolz.

Zusammen arbeiten sie hart, um sich und ihrem Sohn ein angenehmes Leben bieten zu können. Jahrelang führt Nastalli einen Butter-, Eier-, Käse-, Lebensmittel-Großhandel, beliefert zeitweise die Supermarkt-Kette Aldi. „14 Stunden habe ich täglich gearbeitet, sogar samstags.“

Zwischen 1960 und 1970 übernimmt der heutige Vater und Großvater eine Druckerei in Ravensburg. Danach zieht es Nastalli auf eine Weltreise, von der er jedoch direkt wieder in die Heimat zurückkehrt. „Ich habe Sehnsucht nach meinem Sohn gehabt.“ Es folgen eine Amerikatour und zahlreiche Urlaube in Kanada zum Fischen. Später zieht es ihn gemeinsam mit seiner Frau öfters nach Bad Füssingen in Niederbayern.

Niedergelassen hat sich Nastalli schließlich in Oberhausen. Er baute ein Haus in Osterfeld, zog später nach Sterkrade und wohnt nun in Königshardt.