Oberhausen. .

Ebenso wichtig wie die Wettbewerbe der Kurzfilmtage ist das Thema. Nach dem „Kino der Tiere“ 2011 und „Provokation der Wirklichkeit“ 2012, einem Programm, das an die Verfasser des Oberhausener Manifests erinnerte, geht es beim Festival 2013 um die Zukunft des bewegten Bildes in einer Zeit des digitalen Umbruchs: „Flatness: Kino nach dem Internet“ schickt die Zuschauer ins Versuchslabor.

Innovativ und ungewöhnlich

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der individuellen Online-Nutzung und kollektiver Kino-Erfahrung? Und: Wie gehen Künstler damit um? Das Kuratoren-Team des Themenprogramms 2013 hat Filmarbeiten ausgewählt, die sich mit der Art, wie heute Bilder wahrgenommen, erfahren werden und entstehen, auseinandersetzen.

So untersucht zum Beispiel die Britin Anthea Hamilton in ihren Filmarbeiten Arten des Sehens, indem sie Elemente des japanischen Kabuki-Theaters aufgreift und sie in völlig neue Zusammenhänge stellt. Oder: Der Österreicher Martin Arnold arbeitet mit Sequenzen aus alten Hollywoodfilmen und stört sie durch Impulse wie Verzögerungen, Wiederholungen oder Schleifen. Sein Landsmann Oliver Laric bearbeitet vorhandenes Filmmaterial und stellt es online, damit andere seine Schöpfungen weiter bearbeiten und verbreiten.

Alles Film-Beiträge, die innovativ und ungewöhnlich sind und dazu anregen sollen, über Medienkonsum und das Kino der Zukunft nachzudenken und zu diskutieren. Ist der Kino-Besuch als Freizeiterlebnis etwas, was überwiegend Ältere schätzen, während sich die jungen Leute mit dem eigenen Monitor begnügen? Ja, auch die Frage nach der Überlebenschance von Kinosälen soll gestellt werden.

Was ist Flatness?

„Flatness“, grob ins Deutsche übersetzbar mit „Flachheit“, spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Führt Online-Routine zu einer Verflachung der Ausdruckskraft überhaupt? Oder haben, wie der französische Filmregisseur Robert Bresson (1901-1999) bereits 1975 meinte, gerade flache, matte Bilder eine besonders starke Ausdruckskraft? Wer erinnert sich nicht an die körnigen und schlecht gefilmten Bilder vom Arabischen Frühling, die es sogar in unsere Fernseh-Nachrichten schafften. Hatten die nicht etwas Echtes an sich und in Wahrheit viel mehr berührt, als HD-Qualität?

Die Kuratoren des Themenprogramms, Shama Khanna, die in London arbeitet, doziert und lebt und drei weitere Künstler, haben acht Film- und Performance-Programme zusammengestellt. Jeder kann sie während der Kurzfilmtage 2013 im Lichtburg-Filmpalast ansehen und mit Künstlern und Filmemachern über Ästhetik und die Zukunft des Kinos diskutieren.