Oberhausen. .

Kann Oberhausen doch noch Universitätsstadt werden? Die Uni Duisburg sucht dringend Seminarräume, die sie im direkten Umfeld nicht findet. Das seit dem Ende des Therapiezentrums für ehemals Sicherheitsverwahrte nun wieder leerstehende JVA-Gebäude in der Oberhausener Innenstadt könnte den Bedarf decken. „Das Gebäude gehört dem Land, die Uni ist Ländersache, diese Nutzung könnte man bedenken“, sagt Hartmut Gustmann, Pressesprecher des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB).

Dafür allerdings müsste nicht nur umgebaut, sondern vor allem erst einmal die Stadtverwaltung aktiv werden. Doch „uns ist noch nicht bekannt, dass Oberhausen den Plan hat, eine Bildungseinrichtung an dieser Stelle anzusiedeln“, heißt es vom BLB. Von „Aktivität“ ist seitens der Stadt auch wenig zu spüren. Das Gebäude gehöre dem Land, man müsse abwarten, wie dieses über die zukünftige Nutzung entscheide, gab kürzlich in der Bezirksvertretung (BV) Alt-Oberhausen die Stadtverwaltung Auskunft. Zu erwarten sei vor 2014 – übrigens Kommunalwahljahr – kein Ergebnis über die Zukunft des zentral gelegenen Baus.

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Albert Karschti, früherer Grüner und nun Pirat, kritisiert diese Haltung offen: „Die Landesregierung darf an dieser Stelle aus ihrer Verantwortung nicht so einfach entlassen werden“, forderte er in der BV zu mehr politischer Aktivität auf. Die Verwaltung müsse für eine breite Beteiligung der Bürger bei der Entwicklung von neuen städtebaulichen Konzepten sorgen.

So war es übrigens zur Kommunalwahl 2009 auch zwischen den regierenden Parteien im Koalitionsvertrag vereinbart: „SPD und Grüne werden einen Ideenwettbewerb für die zukünftige Nutzung von JVA, Finanzamt und Post durchführen“ – heißt es dort unter Punkt 4 „Stadt- und Freiraumentwicklung“.

Büroarbeitsplätze verloren

„Man darf nicht abwarten, bis das Land agiert, man muss den Hut jetzt in den Ring werfen und der Landesregierung sagen: ,Jetzt sind wir mal dran’“, bemängelt CDU-Ratsherr und Landtagsabgeordneter Wilhelm Hausmann die offenbar zögerliche Haltung der Stadtverantwortlichen. Denn der Schuh drücke eben nicht nur an der JVA, sondern ebenso an vielen anderen Stellen der Innenstadt wie am Postgebäude und an der Paketpost. Hausmann benennt die Schwachstellen: „In den letzten Jahren haben wir in der Innenstadt über 1000 Büroarbeitsplätze verloren. Das ist ein Aderlass, der für die Innenstadt tödlich ist.“ Denn damit sei viel Kaufkraft von Angestellten, die in der City shoppen könnten, verloren gegangen.

Die Zukunft der JVA hänge davon ab, ob das Land das Gebäude selbst nutzen will, sagt der Sprecher des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, Hartmut Gustmann. „Das muss sorgfältig überlegt werden.“

Da das Gebäude derzeit noch einen Komplex mit dem Amtsgericht bilde, erschwere dies noch eine Freigabe etwa an einen privaten Investor. Zuvor müsste der Immobilienkomplex technisch getrennt werden.

Denkbar wäre allerdings ebenso eine Nutzung als Archivfläche der Justiz oder als neues Gebäude des Finanzamtes.