Oberhausen. Die Verbraucherzentrale sammelt Versorger-Anschreiben zur Preiserhöhung. Sie muss begründet und nachvollziehbar sein – ansonsten drohen rechtliche Schritte.

Nach der Ankündigung einer Strompreiserhöhung um 10,54 Prozent zum 1. Januar 2013 steht die Energieversorgung Oberhausen (EVO) im Visier von Verbraucherschützern.

Die Verbraucherzentrale Oberhausen fordert EVO-Kunden auf, ihr das Anschreiben, mit der das Unternehmen die Preiserhöhung ankündigt, in Kopie zuzuleiten. „Wir sammeln derzeit landesweit die Erhöhungsschreiben der Energieversorger, um unter die Lupe zu nehmen, in welcher Höhe und mit welcher Argumentation die Preiserhöhung angekündigt wird“, sagt Angelika Wösthoff, Leiterin der Verbraucherzentrale Oberhausen.

Preiserhöhungen müssen fundiert und nachvollziehbar sein

„Wenn wir entsprechende Anschreiben von EVO-Kunden bekommen, nehmen wir auch die EVO näher unter die Lupe“, sagt der Energieberater der Verbraucherzentrale NRW, Peter Blenkers. Preiserhöhungen müssten begründet, fundiert und nachvollziehbar sein. Die Auswertung der Anschreiben wird Grundlage sein, juristische Schritte zu prüfen. „In besonderen Fällen würden wir das auch vor Gericht klären lassen“, so Blenkers.

Der Verbraucherzentrale ist dabei die enorme Spreizung bei den Forderungen der rund 170 Stromversorger in NRW aufgefallen: Ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3600 Kilowattstunden (kWh) muss in der Grundversorgung laut Blenkers im kommenden Jahr beim günstigsten Anbieter 850 Euro für Strom bezahlen, beim teuersten aber 1130 Euro. Bei der EVO steigt die Stromrechnung eines Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 3600 kWh bei einem Preis von 29,07 Cent/kWh auf 1046 Euro.

In der Wächterrolle

In diesen Tagen flattert den Stromkunden die Post der Versorger ins Haus. Sie müssen sechs Wochen vor einer Preisanpassung per Brief darüber informieren – und über deren Gründe. Die Verbraucherschützer sehen sich nun in der Rolle als „Energiemarktwächter“: „Die Verbraucherzentrale NRW will verhindern, dass einige Stromanbieter die breite öffentliche Debatte über steigende Kosten durch das Erneuerbare Energien Gesetz EEG als Freibrief für überzogene Preiserhöhungen nutzen“, so Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller.

Seit dem Jahr 2000 seien die Tarife im Schnitt um mehr als zehn Cent pro Kilowattstunde gestiegen, allerdings sei weniger als die Hälfte davon in mehr Wind-, Sonnen- oder Bioenergie geflossen. Dagegen kämen sinkende Kosten etwa durch niedrigere Strompreise an der Börse nicht bei den Haushalten an.