Oberhausen. Notfallmediziner Roland Issel mahnt eine bessere Aufklärung über den plötzlichen Herztod und eine Anschaffung von Defibrillatoren an öffentlichen Orten an
Der Herztod trifft die Oberhausener besonders häufig, so berichtete die NRZ kürzlich. Mehr als jeder vierte Todesfall in dieser Stadt lässt sich laut Zahlen des Statistischen Landesamts (IT.NRW) auf nicht angeborene Herzkrankheiten zurückführen. Ein drängendes Problem dabei: Es gibt nur vier Kardiologen in der Stadt, wie Dr. Tilmann Kornadt, selbst Kardiologe und Vorsitzender des Ärztenetzwerks Quali-Net O., erklärt.
„Der Kollege Kornadt verdient Unterstützung bei der Forderung, dass die Unterversorgung mit Kardiologen in Oberhausen behoben werden muss. Das scheint mir aber nur ein Aspekt des Problems zu sein“, meldet sich der Notfallmediziner Dr. Roland Issel nun zu Wort. So müsse die Anschaffung von Defibrillatoren für öffentliche Orte diskutiert und die Aufklärung verstärkt werden.
Aufklärung in den Schulen
Den meisten Oberhausenern fehle es etwa am Wissen, wie man sich im Notfall verhält, sollte jemand einen Herzanfall erleiden. „Leider sind hier häufig absolute Hilflosigkeit der Augenzeugen und das Unterbleiben der Ersten Hilfe zu verzeichnen.“ Issel beschuldigt dabei keinesfalls tatenlose Bürger. Sie wüssten es einfach nicht besser.
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Einen Ansatz sieht der Notfallmediziner in den Schulen. „Es braucht hier zum einen Informationen zu gesunder Ernährung, der Vermeidung von Drogen und zu sportlicher Aktivität.“ Zudem könnten Grundkenntnisse der Ersten Hilfe vermittelt werden. „Schon Kinder ab der siebten Klasse sind physisch und psychisch zu einer Herz-Lungen-Wiederbelebung in der Lage.“
Ein weiterer Punkt sei die Bereitstellung von Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED), auch Laiendefibrillatoren genannt. Diese medizinischen Geräte, die durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen beenden können, sind selbsterklärend und können von jedermann angewendet werden. Sie sollen die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken. „Vor allem dort, wo sich viele Menschen aufhalten, fehlen sie.“ Hierbei denkt Issel an Orte wie das Centro, den Hauptbahnhof oder die Geschäfte an der Marktstraße. „Auch die Einzelhändler haben eine gewisse Verantwortung gegenüber ihren Kunden.“
Issel betont die Wichtigkeit der schnellen Versorgung bei Herzanfällen. „Es ist erwiesen, dass pro Minute ohne Defibrillation die Überlebenschance des betroffenen Menschen um zehn Prozent sinkt.“
Dass diesem Thema bisher keine angemessen große Aufmerksamkeit geschenkt wird, sei für ihn unbegreiflich. „Dabei sterben über zwölf mal mehr Menschen am sogenannten plötzlichen Herztod, als im Straßenverkehr tödlich verunglücken.“