Michael Schaaf ist hochkonzentriert. Er blickt während seiner Arbeit nicht auf, denn der kleinste Fehler könnte das zuvor geschossene Portraitfoto am Ende ruinieren. Der außergewöhnliche Fotograf benutzt nämlich bei seiner Arbeit nicht eine übliche Digitalkamera, sondern fertigt seine Bilder nach einer alten Technik, dem so genannten Nassplatten-Collodium-Verfahren an. Im Rahmen der historischen Fotoausstellung „Stadt der guten Hoffnung“, die zurzeit im LVR-Industriemuseum an der Hansastraße 20 läuft, präsentierte der 48-Jährige seine Tätigkeit bei offenen Vorführungen.
„Bei jedem neuen Prozess kann ich drei, vier Fehler machen“, sagt Schaaf, denn das ca. zehnminütige Verfahren, das um 1851 zum Standard in der Fotografie wurde, verlangt viel Handarbeit: Alle Materialien, die Schaaf benötigt, wurden von ihm selber hergestellt. Zur Fertigung dieser historischen Kollodium-Nassplatte muss er zunächst eine Glasplatte gründlich säubern und nach einem Aufguss der Collodiumschicht in einer Silbernitratlösung lichtempfindlich machen, bevor sie in der Kamera belichtet wird.
Alt, aber noch nicht veraltet
Die Substanzen, die sich in der Lösung auf der Platte gebildet haben, bleiben in der Collodiumschicht fein verteilt. In einer Dunkelkammer muss Schaaf nach dem Belichten die Platte mit Eisensulfat übergießen, damit sich ein dunkles Pulver auf der Platte bildet. An den Stellen, an denen die Belichtung sehr hoch war, sammelt sich mehr von dem silbrigen Pulver an. „Ich selber kenne europaweit nur zwei, die das Hauptberuflich machen“, sagt der Fotograf.
„Zwar dauert das Verfahren viel länger als auf heutige Art und Weise, alleine zum Aufbau der ganzen Materialien brauche ich ganze 45 Minuten“, sagt der gebürtige Karlsruher, „dafür halten die Platten bis zu 200 Jahre“. Das Verfahren sei zwar alt, aber noch nicht veraltet, „man engagiert mich zum Beispiel für Hochzeiten oder Firmentreffen“.
Platten mit Unikat-Charakter
Auch im Rahmen der Ausstellung bekommt er für seine Arbeit viel Zuspruch: Michael Berger (46), der mit seinem Sohn aus Düsseldorf angereist ist, um Michael Schaaf bei der Arbeit zuzuschauen, ist begeistert: „Das Verfahren ist schon sehr spannend, ich als Hobbyfotograf interessiere mich sehr dafür.“ Er selbst habe noch alte Platten von seinem Opa zu Hause. „Die haben einen ganz eigenen Charme und Unikat-Charakter.“
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