Oberhausen. . Bei den Teilnehmern eines Integrationskurses an der Volkshochschule gibt es derzeit vor allem ein Gesprächsthema: König Fußball
Sie kommen aus Kroatien, aus Spanien, der Ukraine oder dem Kosovo: An vier Tagen in der Woche treffen sich 20 Frauen und Männer in der Volkshochschule, um in einem Intensivkurs die deutsche Sprache zu lernen. Die Unterrichtsthemen des Integrationskurses sind vielfältig und alltagsnah. Beliebtestes Gesprächsthema momentan: Die Fußball-Europameisterschaft.
„Ich drücke natürlich der deutschen Mannschaft die Daumen“, sagt Kursleiterin Ute Stein – ein Ausnahmefall. „Die Spiele der Deutschen waren bisher eher langweilig“, kritisiert Natalia aus der Ukraine. „Die deutschen Spieler gehen nur spazieren. Unsere Mannschaft ist dagegen sehr schnell, die Spieler laufen pausenlos und sind sehr gut.“
"Ich möchte, dass mein Land Teil der Europäischen Union wird."
Maya aus Bosnien-Herzegowina prophezeit gar ein Debakel: „Deutschland belegt bei der EM den letzten Platz“, erklärt sie lachend. Ganz anders Yayanti, die wie auch Mohammad aus der Türkei ausschließlich die Spiele der deutschen Mannschaft schaut: „Weil ich hier lebe, soll Deutschland gewinnen.“ Momentan drückt auch Cristina der deutschen Mannschaft die Daumen, aber spätestens im Finale sei „Viva España“ angesagt. Spanien wird gewinnen“, ist sie überzeugt. Ebenso wie Toni, der „seiner“ Mannschaft hohe Chancen ausrechnet. „Es ist die beste Mannschaft, wir haben auch die besten Spieler.“ Und die Deutschen? „Na ja, sie haben gegen Holland gewonnen...“
Spanien oder Frankreich – die Meinungen über den möglichen EM-Sieger gehen weit auseinander. „Die polnische Mannschaft ist viel besser als früher“, freut sich trotz des Ausscheidens Katarzyna, die zusammen mit Kurskollegin Evelina und einigen Freunden die Spiele verfolgt. Dass die EM in Polen und der Ukraine ausgetragen werde, sei ein wichtiger Schritt für beide Länder. „Ich möchte, dass mein Land Teil der Europäischen Union wird. Aber ich denke, dass die Ukraine noch nicht für die EU bereit ist“, erklärt Ryta. Die politische Situation des Landes sei noch immer schwierig, die Vorstellungen und Werte entsprächen nicht denen anderer EU-Staaten. „Es muss sich noch viel verändern und besser werden.“
Mehr Freiheiten durch die EU
Dass die EU-Angehörigkeit viele Vorteile mit sich bringe, da sind sich die Teilnehmer einig. „Wir kennen keine Grenzen mehr, können frei reisen, frei arbeiten“, freut sich Evelina aus Polen. Viele Menschen in ihrer Heimat profitierten davon, dass Polen seit 2004 der EU angehört. Durch Hilfsprogramme der EU seien neue Gebäude entstanden, die wirtschaftliche Lage und die Lebenssituation in Teilen des Landes seien deutlich verbessert worden. „Es hat sich schon viel verändert, aber wir stehen noch am Anfang“, meint Evelina. Zwar sei Polen nun Teil der EU, doch „bis wir ein richtiges europäisches Land sind, müssen wir noch viel tun“.
Die EU biete viele Chancen, davon sind alle überzeugt. „Man kommt anderen Ländern und Kulturen näher, kann sie kennenlernen“, freut sich Aysen aus der Türkei. Die Werte, die in Europa gelten, finde sie persönlich erstrebenswert. „Es wäre schön, wenn wir Europa als Standard erreichen“, erklärt sie. Viele Türken seien jedoch gegen einen Beitritt, „weil EU-Länder immer finanzielle Probleme haben. Und sie den Politikern nicht mehr glauben.“
Auch mancher Kurs-Teilnehmer ist von der EU nicht vollständig überzeugt: „Europa macht viele Regeln für die Länder und man muss viel akzeptieren“, meint Maya. Sie befürchtet: „Die Krise eines Landes wird schnell zu einer Krise der EU.“ Und doch, da sind alle einer Meinung, sei die EU ein gutes Bündnis: „Schon allein, weil sie den Menschen Freiheiten bringt.“