Oberhausen. . Im Gdanska treffen sich Fußballfans, um die Europameisterschaft zu verfolgen.

Maria Golebiewski ist auf die kommenden Wochen bestens vorbereitet. Im deutsch-polnischen Kulturzentrum Gdanska türmen sich Kartons mit Fußballtrikots in der Farbe der polnischen Nationalmannschaft, der Beamer ist angeschlossen und auf dem Tisch liegen Plüschausgaben von „Slavek und Slavko“, dem polnisch-ukrainischen Zwillingspärchen mit Punkfrisur, dem Maskottchen der Fußballeuropameisterschaft 2012.

"Voll im Fußballfieber"

"Polen ist voll im Fußballfieber", sprudelt die quirlige Wirtin los. „Wir hoffen, dass es auch diesmal bei uns richtig voll wird.“ Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch. Schon häufig hat sie mit ihrem Mann Czeslaw Golebiewski in den vergangenen Jahren Public Viewings von sportlichen Großereignissen wie der Fußball- oder auch der Handballweltmeisterschaft veranstaltet. Die gesellige Atmosphäre im Gdanska hat sich herumgesprochen – auch während der Fußball-WM 2010 herrschte auf dem Altmarkt immer volles Haus.

Dass Polen diesmal gemeinsam mit der Ukraine Gastgeberland der Fußball-EM ist, macht Maria Golebiewski schon ein wenig stolz: „Für viele meiner Landsleute ist das eine Gelegenheit, um ihre positive Haltung zu Europa auszudrücken. Die Regierung hat sehr viel investiert, um ein guter Gastgeber zu sein.“ Man fürchte allerdings, dass mit dem Ende der EM die Bemühungen der Regierung etwa Autobahnen auszubauen, wieder im Sande verlaufen werden.

„Politische Konflikte werden bleiben“

Für ein Allheilmittel gegen die politischen Probleme des Landes wie Rassismus und soziale Ungleichheit hält die ehemalige Lehrerin die Europameisterschaft allerdings nicht: "Die Konflikte werden bleiben. Allerdings wird es für die nächsten Wochen eine Art Waffenstillstand geben."

Nur eine Frage kann das Oberhausener Original kaum beantworten: Welcher Mannschaft drückt sie die Daumen – der deutschen oder der polnischen? "Da kann ich mich beim besten Willen nicht entscheiden. Ich freue mich über jedes Tor von beiden!" weicht sie diplomatisch aus.

Friedliches Miteinander

Überhaupt pfleget man im Gdanska ein friedliches Miteinander – auch in einer sportlichen Konkurrenzsituation. "Der Fußball spielt in Polen generell eine wichtige Rolle. Außerdem hat der Sport die Kraft, Völker zu verbinden", ist sich Golibiewski sicher. "Beim Jubeln und Anfeuern der Lieblingsmannschaft sind doch alle gleich."

Im Gdanska werden alle Spiele mit deutscher und polnischer Beteiligung gezeigt. Die Partie Polen gegen Griechenland wird am morgigen Freitag ab 18 Uhr übertragen. Auf einer Tafel werden draußen die aktuellen Ergebnisse notiert.