Oberhausen.

In Zeiten, in denen die Großindustrie Oberhausen längst verlassen hat, richtet sich der Blick stärker denn je auf den Mittelstand. Weniger sichtbar als die mächtigen Fabriken von einst, sorgen die kleinen und mittleren Unternehmen in ihrer Gesamtheit dafür, dass es in Oberhausen noch so etwas wie wirtschaftliche Entwicklung gibt.

Einer jener Mittelständler ist Thilo auf’m Kamp, der in seinen Betrieben in Oberhausen und Umgebung immerhin rund 450 Mitarbeiter beschäftigt und jährlich etwa 22 Millionen Euro Umsatz macht. Und wenn man so will, sind seine Läden auch Fabriken. Nicht für Maschinen, sondern für Fritten und anderes Fast Food.

„Kleiner Pommesverkäufer“

Auf’m Kamp betreibt als Franchise-Nehmer elf McDonald’s-Restaurants, vier davon in Oberhausen. Da schwingt schon eine ordentliche Portion Understatement mit, wenn der 43-Jährige sagt, er sei eigentlich „nur ein kleiner Pommesverkäufer“. Ein kleines Rad in einem großen Getriebe wollte der promovierte Betriebswirtschaftler nie sein. „Ich fand die Selbstständigkeit immer reizvoll“, sagt auf’m Kamp, der nicht ohne Stolz berichtet, wie er im Alter von 26 Jahren zum jüngsten Lizenznehmer der Fast-Food-Kette in Deutschland wurde.

Es klingt ein bisschen wie die Geschichte vom amerikanischen Traum, die auf’m Kamp erzählt. Gerne erinnert er sich an jenes internationale Branchentreffen vor vielen Jahren, bei dem ein mexikanischer Franchise-Großunternehmer noch herzhaft lachte über den jungen Deutschen, der sich über sein erstes und damals einziges Restaurant freute wie ein kleines Kind. Auf’m Kamp gibt viel darauf, dass er in jenem ersten Laden selbst den Posten des Restaurantleiters übernahm und sich für keinen Job zu schade war. „Ich habe Klos und Grills geschrubbt, an der Kasse gestanden. Ich habe das hier von der Pike auf gelernt.“

Ein dickes Handbuch mit Vorgaben

Ist das Leben als Franchise-Nehmer für jemanden, der sich als Selfmademan versteht, denn nicht unbefriedigend? Stößt man da mit seinem Unternehmerdrang nicht ständig an irgendwelche Grenzen? „Natürlich gibt es ein dickes Handbuch mit Vorgaben. Alles ist darin geregelt, jeder Cappuccino muss gleich aussehen“, sagt auf’m Kamp. „Ich halte es aber für positiv, dass das so ist.“ Das enge Korsett erleichtere die Dinge auch, nehme ihm Arbeit ab. Dennoch „fühle ich mich auf jeden Fall als Unternehmer: Ich suche Personal aus, organisiere Aktionen.“

„Ich will weiter wachsen“

So wie zum Beispiel den Benefiz-Auftritt von Werbe-Ikone Verona Pooth vergangenes Wochenende in auf’m Kamps noch recht jungem McDonald’s-Restaurant am Aquapark, der für seinen Geschmack noch etwas besser besucht sein könnte. Insgesamt laufen die Dinge gut, sagt der Chef. „Ich will weiter wachsen.“ Gerne auch in Oberhausen. Einen Teil seiner Gewerbesteuer entrichtet auf’m Kamp übrigens hier, zwei seiner drei Gesellschaften haben in Oberhausen ihren Sitz. Nun ist der hiesige Gewerbesteuersatz ja bereits rekordverdächtig hoch und könnte angesichts der Haushaltszwänge weiter steigen, was vielfach Zweifel an der Attraktivität des Standorts hervorgerufen hat. Schreckt ihn das nicht? „Ich würde mir die Gewerbesteuer geringer wünschen, aber es ist nun mal so. Ich fühle mich als Oberhausener Unternehmer und zahle auch hier.“

Wie meistert man als Pommesverkäufer eigentlich Wirtschaftskrisen? Haben die Leute am Fast Food spürbar gespart? „Wir sind da eigentlich ganz gut durchgekommen“, sagt auf’m Kamp. Ein gewisses Preisbewusstsein spüre er aber durchaus, unabhängig von der Konjunktur. Da überlege der eine oder andere Kunde an der Theke auch schon mal, ob er für das Tütchen Ketchup wirklich noch oben drauf zahlen wolle.

Er hat das selbst beobachtet, er verbringe viel Zeit in seinen Läden, sagt auf’m Kamp, sitze ungern im Büro. Isst er selbst denn auch bei Mc Donald’s? „Jeden Tag ein bisschen was.“

Info – Mc Donald’s als Arbeitgeber:

Mc Donald’s ist als Arbeitgeber nicht unumstritten. Thilo auf’m Kamp wehrt sich gegen den Eindruck, sozialversicherungspflichtige Jobs seien die Ausnahme. Zumindest für seine Betriebe gelte das nicht. Rund 70 Prozent der 450 Beschäftigten seien fest angestellt, in Voll- oder Teilzeit. Und wie sieht’s aus mit der Mitbestimmung? Er habe nichts gegen Betriebsräte, sagt auf’m Kamp, die Mitarbeiter sähen aber offenbar keinen Bedarf, er sei ja immer direkt ansprechbar. Im Mc Donald’s-Restaurant im Hauptbahnhof, das auf’m Kamp 2008 übernahm, gab es zwar einen Betriebsrat. Der habe sich aber aufgelöst – von sich aus, sagt der Chef. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten hat in der Vergangenheit signalisiert, mit dem Franchise-Unternehmer auf vergleichsweise gutem Fuß zu stehen.