Gewerkschaft begrüßt reibungslose Wahl einer Arbeitnehmer-Vertretung bei der Fast-Food-Filiale im Hauptbahnhof und spricht von Signalwirkung. Immer noch eine Ausnahme. Unternehmer verspricht vertrauensvolle Zusammenarbeit
Ein Betriebsrat im Schnellimbiss-Gewerbe, das ist immer noch eine Seltenheit. Jetzt hat sich eine solche Arbeitnehmer-Vertretung in der Filiale von McDonald's am Hauptbahnhof gegründet. Am Dienstagabend wurde gewählt, nachdem in der Vorwoche der Wahlvorstand gebildet worden war (die WAZ berichtete) - und am kommenden Montag wird es zur konstituierenden Sitzung kommen.
33 von 40 Wahlberechtigten hatten sich im nh-Hotel eingefunden. "Die hohe Beteiligung zeigt, dass die Mitarbeiter wirklich einen Betriebsrat wollen", sagt Mohamed Boudih, Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Von der Auszählung überzeugte sich ordnungsgemäß die Restaurantleitung, der Arbeitgeber wurde schriftlich informiert. Sechs Kandidaten standen zur Verfügung, drei wurden gewählt, ein Vorsitzender ist zu bestimmen. Dann gilt es, die Arbeit des Betriebsrats zu etablieren.
Denn: "Nach der Wahl ist vor der Wahl", erklärt Boudih - gespannt, aber optimistisch. Interessante Themen, die auf der Agenda stünden, wären etwa Dienstpläne und Arbeitszeitgestaltung. Der Arbeitgeber habe bei der ersten Wahlversammlung gesagt, den Betriebsrat respektieren zu wollen. "Daran werden wir ihn messen", so der Gewerkschafter, "und notfalls erinnern."
Der Arbeitgeber, das ist Thilo auf'm Kamp, der zum 1. März den Burger-Bräter im Bahnhof sowie zugleich das Lokal an der Weierstraße in Sterkrade per Franchise übernehmen und dann insgesamt neun Filialen im Ruhrgebiet führen wird. Der 39-Jährige hat sodann die Personalverantwortung für rund 330 Beschäftigte. "Ich kenne alle Mitarbeiter persönlich und habe, auch in den neuen Läden, sehr nette Menschen in einer fruchtbaren Atmosphäre erlebt", sagt auf'm Kamp. Er versicherte, "gut und vertrauensvoll" mit dem Betriebsrat zusammen arbeiten zu wollen. Und: "Ich freu' mich drauf."
Versöhnliche Töne, die auf eine generelle Trendwende in der Branche hinweisen, wie die NGG erfreut notiert. Von "blutigen Auseinandersetzungen" mit McDonald's in der Vergangenheit etwa berichtet Guido Zeitler, der Referatsleiter für das Hotel- und Gaststättengewerbe. "Viele Menschen haben ihre Arbeitsplätze verloren, da wurde auch mit Drohungen gearbeitet." Burger King sei allerdings auch nicht besser, so Zeitler. Die Widerstandsformen gegen Betriebsratsgründungen hätten sich inzwischen geändert, "nicht mehr so brachial wie früher, doch immer noch subtil". Deswegen beobachtet er den Entspannungsprozess auch in Oberhausen ganz genau. Ein Jahr gibt er der "Sozialpartnerschaft" Zeit, gern auch mit den handelsüblichen Reibungen, "dann will ich Ergebnisse sehen". Welche? "Das Ziel sind bessere Arbeitsbedingungen."
Für die will sich Thilo auf'm Kamp ohnehin einsetzen. Indem er "immer ein Ohr an der Belegschaft hat und am Betriebsrat". Dass es insgesamt verhältnismäßig wenig Betriebsräte bei McDonald's gibt - ungefähr 40 bei 1300 Häusern in Deutschland -, findet er nicht ungewöhnlich. "Viele kleine mittelständische Unternehmer haben auch nur ein Lokal mit 50 bis 60 Angestellten. Bei anderen Branchen in dieser Größenordnung, wie im Handwerk, ist ein Betriebsrat auch nicht unbedingt üblich."
Nichtsdestotrotz ist die Gründung für NGG-Sprecher Boudih auch für alle anderen Beschäftigten ein Signal, "dass Betriebsratswahlen auch ungehindert ablaufen können".