Oberhausen. Christel Schwarz-Simon wurde Opfer eines fiesen Trickdiebstahls. Die 68-Jährige warnt jetzt andere Oberhausener vor der hinterhältigen Masche mit angeblich hilfesuchenden Taubstummen. Auch die Polizei gibt Ratschläge, wie man sich vor den Banden schützt.

Sie wollte ein gutes Werk tun. Dann war plötzlich die Kreditkarte weg. Während Christel Schwarz-Simon eine Spendenliste einer angeblich taubstummen Frau ausfüllte, zogen ihr Trickbetrüger die Plastikkarte aus dem Portemonnaie. „Das war eine Bande“, sagt die ­68-Jährige. Sie sah noch einen Komplizen weglaufen. „Man muss andere Menschen davor warnen.“

Rückblick: Die Seniorin ist am 27. April in der Lothringer Straße unterwegs. Sie will im Laden des Friedensdorfes einkaufen. Die gute Sache ist ihr Ding. „Ich helfe gerne“, sagt Christel Schwarz-Simon. Plötzlich kommt direkt an der Verbraucherzentrale eine gestikulierende Frau auf sie zu. Hält der alten Dame eine Liste mit Spenden für Taubstumme unter die Nase. Die Südosteuropäerin zeigt auf ihren dicken Bauch, gibt vor schwanger zu sein. „Die Liste war schon zur Hälfte voll mit Spendern“, sagt Schwarz-Simon. „Da dachte ich, ich kann auch etwas geben.“

Taubstumme kommt immer näher

Schwarz-Simon trägt ihren Namen auf die Liste ein, zückt ihr Portemonnaie. Sie gibt ein paar Euro („Das war so wenig, dass es mir schon peinlich ist“). Die angeblich Taubstumme kommt immer näher. „Ich habe noch gesagt: Bleib’ auf Abstand.“ Als sich Schwarz-Simon umdreht, sieht sie einen Mann weglaufen. „Das war wohl ein Komplize.“

Ein paar Minuten später merkt die Seniorin, dass ihre EC-Karte fehlt, gestohlen von den Trickdieben. Christel Schwarz-Simon geht sofort zur Bank, lässt die Karte sperren. Sie erstattet Anzeige bei der Polizei. Der Schaden bleibt gering, weil die Seniorin den Verlust der Karte sofort bemerkte. „Das ist wirklich hinterhältig“, sagt Schwarz-Simon. Sie ärgert sich, wie ihre Hilfsbereitschaft ausgenutzt wurde – auf Kosten echter Taubstummer, die womöglich wirklich Hilfe benötigen.

Tat ist kein Einzelfall

Die dreiste Tat ist kein Einzelfall. In anderen Ruhrgebietsstädten schlugen die Banden in den vergangenen Monaten wellenartig zu. Meist waren die Täter noch nicht strafmündig. Oberhausen blieb bislang fast verschont: „Höchstens zehn Fälle“, bilanziert Polizei-Sprecherin Monika Friske. Die Polizei rät: „Es ist wichtig, das man auf jeden Fall Abstand zu den Personen hält“, sagt Friske. Grundsätzlich sei es besser, nur an Organisationen zu spenden, die man kennt. Die Erfahrung zeige: „Meist geht das Geld in die eigene Tasche.“ Opfer sind fast immer Ältere..

Die Polizei warnt auch vor einer ähnlichen Masche. Da rücken die Täter Bankkunden beim Geldabheben am Automaten auf den Pelz. Schnell wird – scheinbar zufällig – ein Klemmbrett zwischen Kunden und Automaten geschoben, ein Knopf zum Blockieren gedrückt oder der Betrag manipuliert. Während der Kunde irritiert ist, greifen die Täter Geld ab. Wenn jemand zu nahe komme, dürfe man ruhig um Abstand bitten, rät die Polizei. Hilft das nicht, dann: „Öffentlichkeit herstellen und um Hilfe rufen.“

Christel Schwarz-Simon wird ihr Portemonnaie künftig auf offener Straße nicht mehr zücken. „Ich werde nichts mehr einfach so spenden“, sagt die 68-Jährige. „Schade, dass es so sein muss.“