Oberhausen. Vier Tage lang war Katze Mimi verschwunden. Mit schlimmen Verletzungen kehrte das Tier zurück, sogar die Luftröhre war geschädigt. Wird der Tierquäler gefasst, droht ihm eine langjährige Haftstrafe.

Mimi muss Höllenqualen erlitten haben. Das hübsche pechschwarze Kätzchen wurde grausam gequält. Krallen hat man dem Tierchen rausgerissen. Ein Ohr ganz das andere halb weggebrannt. Auch am Körper erlitt Mimi großflächige Verbrennungen oder Verätzungen. Und obwohl ihr Menschen so übel mitspielten, hat sie das Vertrauen in sie nicht verloren. Jetzt, wieder in Sicherheit, schmiegt sich die kleine Katzen-Dame in den Arm von Lina Schmidt (19).

Die tiermedizinische Fachangestellte erzählt Mimis Geschichte. Eigentlich gehört die Katze Lina Schmidts Oma, die in Oberhausen wohnt. Die Seniorin ist zurzeit im Krankenhaus und konnte die Katze eh nicht mehr halten. Also nahmen Schmidts sie auf. Bei der Familie in Duisburg-Neumühl an der Straße „Breite Erlen 9“ zog die reine Wohnungskatze zunächst in die Gartenlaube, sollte aber später eine Katze werden, die draußen lebt. Mimi freundete sich mit einer anderen Katze an, die Schmidts ebenfalls füttern und unternahm nach einiger Zeit erste Ausflüge nach draußen.

Mimi war vier Tage verschwunden

„Vor zwei Wochen blieb sie dann plötzlich weg“, erzählt Lina Schmidt. Vier Tage war Mimi verschwunden. Die 19-Jährige berichtet weiter: „An einem Donnerstagmorgen, als ich frei hatte, kam meine Mutter zu mir und sagte, die Mimi ist wieder da, sie wurde misshandelt.“ Lina Schmidt: „Als ich die Katze sah, habe ich sofort angefangen zu weinen.“ Sie arbeite ja beim Tierarzt und sehe viele schlimme Dinge, aber so etwas Schreckliches sei ihr noch nie unter die Augen gekommen.

Sie packte Mimi dann auch sofort ins Auto und brachte sie in die Praxis in Hamborn, in der sie arbeitet. Dort wurde Mimi in Narkose gelegt und gründlich untersucht. Das Tier hatte - auch das stellte man fest - die vier Tage nichts gefressen oder getrunken. „Wir vermuten, dass sie Kochwasser oder Säure abbekommen hat“, sagt Lina Schmidt über die schrecklichen Verletzungen. Auch die Luftröhre der Katze sei geschädigt gewesen.

Mittlerweile geht es Mimi schon wieder besser. „Sie ist total lieb - auch bei allen Behandlungen“, erzählt die Tierarzthelferin. Nur mit dem Gleichgewichtssinn hat Mimi nun nach dem Verlust ihrer Ohren noch Probleme.

Sofort Anzeige erstattet

„Wir haben sofort Anzeige bei der Polizei erstattet“, sagt Günter Schmidt, Linas Vater. Er erzählt auch: „Hier im Bereich sind viele schwarze Katzen verschwunden.“

Vermisst werden auch in Oberhausen immer wieder Katzen - allerdings nicht nur schwarze. Grausame Misshandlungen von Tieren wurden bei der Polizei in diesem und auch im vergangenen Jahr nicht angezeigt, sagt Polizeisprecher Uwe Weighardt. Er rät allerdings in solchen Fällen immer zur Anzeige. „Es gibt schließlich ein Tierschutzgesetz, nachdem es strafbar ist, Tiere zu quälen“, erklärt er. Tiere seien für viele Menschen außerdem Familienmitglieder. Und: „In Menschen, die Tiere quälen, schlummert eine gewalttätige Ader, so etwas sollte man schnellstmöglich unterbinden.“ Denn die Aggression, die sich zunächst gegen Tiere richte, könne sich später auch auf Menschen ausweiten.

Wie grausam Menschen zu Katzen sind, das erlebt Eveline Müller von der Katzenhilfe Oberhausen immer wieder. „Sie werden mit Mistgabeln aufgespießt, vergiftet, angeschossen, absichtlich überfahren, ihnen werden die Schwänze abgeschnitten, die Augen ausgestochen, die Beine gebrochen, sie werden verbrannt.“ Es gibt nichts, was Eveline Müller nicht schon ertragen musste, in den Jahrzehnten, in denen sie sich im Tierschutz engagiert. Die einzige sichere Möglichkeit seiner Katze ein solches Schicksal zu ersparen: Wohnungshaltung.

Wohnungshaltung sicherer

Eveline Müller von der Katzenhilfe Oberhausen führt neben den grausamen Misshandlungen, denen Tiere immer wieder ausgesetzt sind, viele weitere Argumente für eine reine Wohnungshaltung ins Feld.

Da sind die Gefahren der Straße. Oder Nachbarn, die sauer sind. Erst vor ein paar Tagen habe sie einen Anruf von einem Mann erhalten, der erklärte: „Auf meinem Grundstück halten sich oft vier Katzen auf, die buddeln da herum.“ Gift wolle er ja eigentlich nicht auslegen, drohte der Anrufer dann indirekt. Eveline Müller: „Ich sollte die Tiere da weg holen.“ Neben Gefahren von Menschen, drohen auch solche von Artgenossen. „Unkastrierte Kater sind oft mit Katzen-Aids infiziert“, sagt Eveline Müller. Eine Krankheit, die, ist sie ausgebrochen, unheilbar ist. Impfen kann man dagegen nicht. Die infizierten Tiere stecken andere bei Auseinandersetzungen an. Und selbst wenn es nicht ganz so schlimm kommt, drohen ständige Verletzungen durch Beißereien - natürlich verbunden mit Tierarztkosten.

Katzen an Leben in der Wohnung gewöhnen

Manchmal wird auch die Natur zur Falle. Fünf Tage saß die Katze Miss Elly, die jetzt im Katzenhaus auf ein neues Zuhause wartet, auf einem Baum. Alle Versuche, sie zu befreien, blieben erfolglos. Bis Eveline Müller die Idee hatte, eine Katzenfalle mit Thunfisch auf dem Baum zu postieren.

Die Tierschützerin ist überzeugt und hat es bei vielen Katzen erlebt: „Man kann alle Katzen, selbst einst wildlebende Tiere und Ex-Freigänger an ein Leben in der Wohnung gewöhnen.“ Sie müssten natürlich einen schönen Kratzbaum haben, Spielmöglichkeiten, und die Menschen müssten sich mit ihnen beschäftigen. Das Argument von Katzenbesitzern für den Freilauf, „lieber ein kurzes schönes Leben in Freiheit als ein langes qualvolles in der Wohnung“, kann Müller nicht gelten lassen. Nicht bei all den Katzen-Schicksalen, die ihr schon begegnet sind.

Strafen

Tierquäler sollten wissen, dass ihnen langjährige Freiheitsstrafen drohen. Auszug aus dem Tierschutzgesetz:

Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer

1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder

2. einem Wirbeltier

a) aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder

b) länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.