Oberhausen. .

Morgens um fünf Uhr kamen die ersten Mitarbeiter. Acht Frauen füllten die Regale in dem Rewe-Markt in Königshardt auf, an jedem anderen Tag wären es nur vier gewesen. Doch heute ist eben nicht jeder andere Tag: Gründonnerstag gilt als der umsatzstärkste Tag im Lebensmitteleinzelhandel.

Verrückt, möchte man sagen, wenn man über die überfüllten Parkplätze vor den Einkaufszentren, Discountern und Supermärkten läuft. „Verrückt“, sagt auch ein 65-jähriger Königshardter, der gerade vier Leinentaschen in den Kofferraum seines Wagens hievt. „Wir kaufen immer donnerstags ein, weil es dann leerer ist. Aber heute, das ist ja unglaublich. Die können doch alle auch noch am Samstag einkaufen.“

Ostern wird als Gesamtpaket gesehen

Doch so sehen es die Kunden eben nicht, weiß Rainer Pfuhler, Sprecher des Rheingold-Salons, einem Spezialisten für Marktforschung und Marketingberatung in Köln. „Wir nehmen Ostern als ganzes Paket wahr.“ Das heißt, jeder packt sich donnerstags die Taschen so voll, dass er sich am Ostersamstag, einem regulären Einkaufstag, nicht mehr in die Schlange an der Kasse einreihen muss. „Ostern will man entspannt mit der Familie verbringen.“ Und das bedeute auch: „Man kauft in der Regel auch noch sehr viel mehr Waren ein als regulär. Und gibt auch gerne mehr aus. Ostern soll etwas Besonderes sein.“

Das Lager des Königshardter Rewe-Markts platzt dann auch, wie Inhaberin Martina Kramer sagt, „aus allen Nähten“: Exotische Früchte, feine Süßigkeiten. Die Belegschaft ist an diesem Tag verdoppelt worden: Alle fünf Kassen sind besetzt, Mitarbeiterinnen balancieren Kartons mit neuer Ware zwischen den vielen Einkaufswagen hindurch, hinter der österlich dekorierten Frischetheke haben insgesamt zehn statt regulär sieben Angestellte alle Hände voll zu tun.

Gründonnerstag war schon immer viel los

„Fleischwaren werden besonders viele an Gründonnerstag gekauft“, weiß Martina Kramer, die selbst im Laden mit anpackt. Lamm und Kaninchen sind stark nachgefragt, Fleischermeister Bernhard Brune hat seine Kühlräume deshalb gut gefüllt. Vier bis fünf Tonnen Fleisch, schätzt er, hat er wegen der Ostertage auf Lager. Und einen zusätzlichen Metzger zur Hilfe, der gerade Rindfleisch klein hackt.

„Ich arbeite seit 1970 in meinem Beruf, Ostern war schon immer viel los“, sagt Brune. Martina Kramer fügt an: „Ostersamstag kaufen Kunden meist die frischen Waren ein, wie Gemüse. Der Tag ist also ebenfalls hochfrequentiert, wenn auch nicht so sehr wie Gründonnerstag.“

Der Samstag wird lieber ruhig verbracht

Vor der Frischetheke steht Nadine Jankowsky. In dem Kindersitz am Einkaufswagen quengelt die Tochter, immerhin ist dies schon das dritte Geschäft an diesem Morgen. Überrascht sei sie gewesen, so die junge Mutter, über die langen Schlangen an den Kassen und vor den Parkbuchten. „Ich dachte, Ostersamstag wäre der stressigere Tag, deshalb gehe ich ja heute einkaufen.“

Rund 14 Prozent mehr Umsatz machen die Lebensmittelhändler an Ostern im Vergleich zur Vorwoche. Das hat das Marketing-Infounternehmen Nielson für das Jahr 2011 erfasst. Daten speziell auf Gründonnerstag zugeschnitten habe man nicht, auch die Gesellschaft für Konsumforschung GfK konnte damit nicht dienen. Eine Sprecherin sagt aber: „Der Tag vor längeren Feiertagsperioden ist deutlich umsatzstärker.“

Der Kundenstrom flaut auch am Abend nicht ab: Kurz vor Ladenschluss schiebt Fatma Koc ihren randvollen Einkaufswagen über den Parkplatz am Sterkrader Tor. Einkäufe fürs Familienessen mit elf Personen; die älteste Tochter kommt zu Besuch, die jüngste hat zwei Freundinnen eingeladen. „Wir feiern Ostern nicht, aber wir haben alle frei und wollen die Zeit zusammen verbringen.“ Deshalb kaufe sie auch Gründonnerstag für vier Tage ein: „Damit ich Samstag in Ruhe mit der Familie verbringen kann.“