Oberhausen. Am Dienstag steigt der zentrale Festakt zu 50 Jahren Oberhausener Manifest – in München. „Man muss Kompromisse machen“, so die Stadt. Historisch betrachtet sei München einfach die richtige Wahl, sagt Sabine Niewalda von den Kurzfilmtagen.

Oberhausen: Der Name ist Filmschaffenden allerorten geläufig – als Schauplatz der Internationalen Kurzfilmtage und wegen des Manifests, mit dem hier vor 50 Jahren ein neues Kapitel deutscher Kinogeschichte eingeleitet wurde. Am Dienstag laufen die zentralen Feierlichkeiten zum Jubiläum der Verkündung des Oberhausener Manifests – allerdings nicht in Oberhausen, sondern in München.

Neben den Verantwortlichen der Kurzfilmtage reisen auch Oberbürgermeister Klaus Wehling, der eine Ansprache halten wird, und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras in die bayerische Landeshauptstadt. Ist es nicht schade, dass Oberhausen bei dem Festakt nur Gast ist?

„Hauptsache, es wird deutlich, dass wir hier wichtige kulturelle Impulse geben“, sagt Tsalastras, der dem Ganzen insofern auch etwas Positives abgewinnen kann. „Das würde in München ja sonst gar keiner mitbekommen.“ Zwar ist die Stadt Oberhausen Hauptkostenträger der Kurzfilmtage. An der Feier zum Manifest sei man finanziell aber nicht beteiligt, also müsse man Kompromisse machen.

„Nachtsitzung ist Legende“

Historisch betrachtet sei München einfach die richtige Wahl, sagt Sabine Niewalda von den Kurzfilmtagen. „Das Manifest wurde dort initiiert und eigentlich auch geschrieben. An der Entwicklung beteiligt waren vor allem junge Münchener, sie brauchten aber eine Plattform, um das Manifest vorzustellen.“

Die fanden sie im Oberhausener Festival, bei dem es am 28. Februar 1962 zu jener legendären Pressekonferenz kam, auf der Alexander Kluge den Text präsentierte. Dass das Manifest erst in der Nacht zuvor in Oberhausen ausgearbeitet wurde, sei eine Legende, so Niewalda.

Hinzu komme, dass die meisten der zehn noch lebenden Unterzeichner nach wie vor in München wohnten. Die Reise zu einem Festakt in Oberhausen hätte für sie beschwerlich sein können.

Niewalda verweist darauf, dass das Jubiläum auch in Oberhausen gewürdigt wird, und zwar im Rahmen der nächsten Kurzfilmtage ab 26. April. Dann gibt es ein Sonderprogramm zum Manifest mit Filmen, die vor seinem Hintergrund entstanden.