Oberhausen. . Die Feuerwehren plagen Nachwuchssorgen. Doch ein Extremfall aus Oberhausen zeigt, dass Beruf und Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr immer schwieriger vereinbar sind: Ein Elektromeister verlor wegen eines Bereitschaftsdienstes seinen Job. Der Chef hatte kein Verständnis für das Engagement.
Für Marcus Piros* von der Freiwilligen Feuerwehr Oberhausen-Mitte hatte die Bombenentschärfung in Buschhausen Mitte November 2011 ein „explosives“ Nachspiel: Nach seinem Bereitschaftsdienst auf der Feuerwache wurde dem Elektromeister von seinem Arbeitgeber gekündigt.
„Der Kollege war noch in der Probezeit, offiziell wurden natürlich andere Gründe genannt. Letztlich aber hatte sein Chef wenig Verständnis für sein ehrenamtliches Engagement“, ist Dirk Kogelboom-Restau, Zugführer des Löschzugs Oberhausen-Mitte, überzeugt. Piros’ Beispiel fällt sicherlich in die Kategorie Extremfall, doch die zunehmend schwierige Vereinbarkeit von Job und freiwilligem Brandschutz lässt die Oberhausener Feuerwehrwehrleute mit Sorgen in die Zukunft blicken. Sie befürchten, dass auch deswegen der Nachwuchs rar werden wird.
Chef hatte kein Verständnis für Feuerwehr-Einsatz
Die Freiwillige Feuerwehr in NRW verliert jedes Jahr 2000 Leute. Oberhausen verfügt zwar aktuell über die benötigten rund 112 freiwilligen Kräfte, dennoch ist die Personalsituation in den vier Löschzügen schon heute nicht überall rosig. „Wir haben zwar 26 Mitglieder, diese sind aber beruflich stark eingebunden, so dass wir regelmäßig nur auf 14 Leute zurückgreifen können“, berichtet etwa Dirk Kogelboom-Restau vom Löschzug Oberhausen-Mitte. Kameraden, die beispielsweise in Frankfurt oder Memmingen arbeiten, könnten einfach nicht permanent zur Verfügung stehen.
„Die Anforderungen im Beruf werden immer höher. Die Personaldecken sind nicht mehr so üppig wie früher. Da wird es mit dem freiwilligen Engagement schwer“, weiß auch Dirk Hoffmann, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Oberhausen. Er spricht sich daher für flexible Lösungen aus: Mitglieder werden für bestimmte Phasen freigestellt, können aber nach einer kurzen Einweisung schnell wieder integriert werden.
Feuerwehr in Konkurrenz zu Vereinen
Hoffmann sieht die Freiwillige Feuerwehr aufgrund des demografischen Wandels künftig noch stärker in einer Konkurrenzsituation mit Vereinen. Die Gründung einer Kinderfeuerwehr könnte daher Sinn machen. „So würden wir früher in den Kontakt mit Kindern und Jugendlichen treten.“ Weitere Zielgruppen, die sie verstärkt ansprechen müssten, seien Frauen und Bürger mit Migrationshintergrund.
Nach Ansicht von Dirk Kogelboom-Restau schreckt die schlechte finanzielle Absicherung viele Leute ab: Denn anders als in anderen Bundesländern dürften die NRW-Kommunen im Schadensfall nicht in die Bresche springen. Die Feuerwehrunfallkasse in NRW agiere zudem äußerst restriktiv. „Für einen Kameraden, der sich im Einsatz langwierig verletzt hatte, mussten daher zwischenzeitig Freunde zusammenschmeißen“, so der Zugführer. Erst nach aufwändigen rechtlichen Schritten zahlte die Kasse.
Einen letztlich guten Ausgang nahm übrigens auch der Fall von Marcus Piros*: Nach seiner Kündigung fand der Elektromeister umgehend einen neuen Job.
Brand in Oberhausen
*Name geändert