Oberhausen. .

Zwei Orte für Entdeckungen viel versprechender Produzenten prägen das Kulturleben unserer Stadt: die Internationalen Kurzfilmtage und das Theater. Dass jetzt Kornél Mundruczó, ein ungarischer Film- und Theaterregisseur, die große musikalische Produktion der Spielzeit 2011/12 inszeniert, vereinigt beide.

Mundruczós Karriere begann 2001 in Oberhausen, als sein Film „Afta - Day after Day“ beim Kurzfilmfestival den Arte-Preis gewann. Eine „Vorstudie“ zu seinem ersten Spielfilm „Pleasant Days“ („Schöne Tage“), wie er sagt. Für ihn erhielt er bei den Filmfestspielen in Locarno 2002 den Silbernen Leoparden.

Nun, fast zehn Jahre später, adaptiert der mittlerweile gefragte und vielfach preisgekrönte Regisseur den Stoff seines erfolgreichen Erstlingswerks mit Mitgliedern des Oberhausener Ensembles für die Bühne. Die Uraufführung der neuen Fassung von „Schöne Tage“ findet am Freitag, 13. Januar, statt, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Theaters. Die Zuschauer erleben „eine proletarische Operette für das 21. Jahrhundert“.

Eine große Liebesgeschichte

Dass es gelang, Mundruczó zu engagieren, freut den Intendanten Peter Carp. „Er hat viele Termine und Einladungen.“ Die Theater-Fachwelt erwarte gespannt das neue Mundruczó-Bühnenwerk: „Es haben sich zur Premiere Intendanten großer Häuser angemeldet“, so Carp. Das Oberhausener Theater sei mal wieder „Entdeckungsort“.

„Der Titel ist ironisch gemeint“, sagt der Regisseur, „als Kontrast zu der Geschichte.“ Als ungarische Redewendung bedeute er „irgendwann wird alles besser“ und meine das Gegenteil. Erzählt wird zwar keine völlig neue Geschichte, im Gegensatz zum Film spielt sie jedoch in Deutschland in einem auseinander brechenden Europa im Jahr 2030, dessen Grenzen geschlossen sind. „Es ist eine große Liebesgeschichte, die Geschichte einer erotischen Obsession“, so Carp, „und mehr verraten wir nicht“.

Wahnsinnige Mischung

Verraten mag Mundruczó aber doch, dass er kein experimenteller Theatermacher sei. „Ich glaube an die Geschichte. Sie ist mir wichtiger als die Form. Sie ist die Herausforderung. Ist sie gut, findet sich die Form von allein.“ Und sie finde sich in Teamarbeit mit dem Ensemble, das er als „schöpferischen Partner“ bezeichnet. „Der Zusammenhalt ist enorm. Das ist für mich ein großes, sehr seltenes Erlebnis. Es gibt keine Machtkämpfe, keine Hierarchie. Eine große gemeinsame Arbeit entsteht, das Publikum wird es spüren.“

Wenn das musikalische Projekt gelingt, hat die Aufführung „eine Relevanz für die Menschen hier“, verspricht Viktoria Petrányi, Co-Autorin des Stücks und zusammen mit Rüdiger Bering verantwortlich für die Dramaturgie.

Und die Musik? „Da werden Sie ein echtes Wunder erleben“, sagt Carp. „Das gesamte Ensemble greift zu Instrumenten“ - als Band und es singt. János Szemenyei hat die Songs teils komponiert, teils neu arrangiert. „Die Musik wird dramaturgisch eingesetzt“, sagt Bering. Die deutsch gesungenen Songs brächten die Geschichte voran, die Pop-Songs verstärkten das Lebensgefühl. Mundruczó: „Es wird eine außergewöhnliche, wahnsinnige Mischung. Wenn es gelingt, das Publikum zu verzaubern, wird die Arbeit ein Erfolg.“

Auch Bühne und Kostüme sind ungarisch geprägt. Márton Ágh, der regelmäßig Mundruczós Filme und Theaterstücke ausstattet, kreiert für „Schöne Tage“ sein 100. Bühnenbild.