Oberhausen. .
Die Gemeinde von St. Pius in Alsfeld hat keine eigene Kirche mehr. Das 1961 erbaute Gotteshaus an der Jägerstraße wurde kürzlich abgerissen, weil das Bistum Essen kein Geld mehr für seinen Unterhalt hatte. Allein konnte die Gemeinde die Kosten nicht schultern. Das Gelände ist verkauft, nach St. Hildegard in Alstaden ist die zweite Kirche aus dem Stadtbild verschwunden - ein Schicksal, das auch der Kapelle St. Konrad von Liebfrauen drohen könnte.
Denn wie St. Pius zählt auch die Kapelle zu den so genannten „weiteren Kirchen“. Das sind Gebäude, für deren Kosten keine Mittel mehr vom Bistum kommen. Seit 2005 kürzt Essen wo es geht: Die 27 katholischen Kirchen in Oberhausen reduzierte das Bistum auf vier kostengünstige Großpfarreien, sieben Gebäude strich es aus dem Budgetplan.
Nur für drei dieser Kirchen haben die Gemeinden wirtschaftlich tragfähige Konzepte finden können: St. Jakobus ist seit 2007 eine Schul- und Sozialkirche, als Tagungskirche hat sich „Heilig Geist“ bewährt und die Oberhausener Tafel ist seit 2007 in der Kirche „Heilige Familie“ zu finden. Das Konzept der Erlebniskirche St. Bernardus hingegen scheint nicht aufgegangen zu sein: Für 2012 hat Starkoch Stefan Opgen-Rhein das Ende von „Aufgetischt“ angekündigt (siehe links).
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„Kirchen sind nicht irgendwelche Gebäude“, sagt der Sterkrader Werner Funke vom Vorstand des Bundesverbands Deutscher Architekten, Rechter Niederrhein. „Sie haben kulturellen Wert, der bewahrt werden muss.“
In Alsfeld ist das nicht gelungen: Ursprünglich sollte der schlichte Kirchenbau von St. Pius eingebunden werden in einen Wohnpark für Senioren, der Boden unter dem 1961 errichteten Gotteshaus soll dafür aber nicht ausreichend belastbar sein. Gekauft hat das 8000 Quadratmeter große Gelände im Frühjahr die Wohnbau Niederrhein oHG, die die Kirche abriss und an ihrer statt zwei Häuser mit Tiefgarage und je acht Eigentumswohnungen errichtet; 2012 sollen zwei baugleiche Mietshäuser hinzukommen, sagt Bauherr Uwe Bode. Dann ist auch der Kindergarten verschwunden, zu dessen Schließung sich das Bistum 2001 entschieden hatte.
Ebenfalls Wohnraum ist auf dem Gelände der St.-Hildegard-Kirche in Alstaden entstanden: Das Bauunternehmen Plaßmeier hat auf dem knapp 2000 Quadratmeter großen Areal ein Doppelhaus und ein Einfamilienhaus errichtet. „Aus energetischen und statischen Gründen ist die Kirche nicht zu erhalten gewesen“, sagt Ingo Plaßmeier.
Seine Firma hat auch das ehemalige Café Pacelli in Stadtmitte von der Gemeinde Herz Jesu übernommen; in ihm sollen nun Seniorenwohnungen entstehen. „Der Ankauf von kirchlichen Grundstücken ist auch eine Chance“, sagt Ingo Plaßmeier dazu.
Könnte das auch für St. Konrad gelten? Seit Jahren zahle die Gemeinde Liebfrauen für das Haus an der Beerenstraße geringfügig drauf, gibt Pastor Hans-Jürgen Vogel zu. Neben Bandproben, Schul- und Dienstagsgottesdiensten stehe es leer, Einnahmen erhalte man nur von einem Bauer, an den ein Teil des Grundstücks verpachtet sei.
Ein Verkauf des rund 10 000 Quadratmeter großen Areals samt Kapelle sei seelsorgerisch aber problematisch: „Sie ist ein wichtiger Ort im Ortsteil, wir würden dort gern ein Gemeindehaus mit der evangelischen Kirche einrichten.“ Doch dafür müsse in die Kanalanlagen investiert werden. Denn die Kapelle ist nicht ans Abwassernetz angeschlossen - bisher fehlt das Geld.
Es habe bisher drei Kaufangebote gegeben, doch ohne Erfolg: Der größte Teil des Geländes darf nach dem Stadtentwicklungsplan nicht bebaut werden. Laut Stadtverwaltung werde diese Vorgabe auch nicht geändert. „Bis wir ein für alle Parteien verträgliches Konzept gefunden haben, bleibt die Kapelle so wie sie ist erhalten“, verspricht Vogel. Die Unkosten seien noch aus eigener Kraft zu stemmen.