Oberhausen.. Ines Hiltrop, Mitglied des Beirates des Therapiezentrums und Mitgründerin der Bürgerinitiative gegen diese Einrichtung, hält die millionenschweren Umbaukosten des früheren Gefängnisses durch das Land immer noch für reine Geldverschwendung.

Und das Therapiezentrum für Schwerstverbrecher in der Oberhausener Innenstadt ist nach Ihrer Meinung ohnehin völlig fehl am Platze. Doch nach der Besichtigung der Sicherheitsmaßnahmen vor Ort, ist sie überzeugt: „Da bricht keiner aus. Was wollen auch solche alten Männer, die eine so lange Zeit hinter Gittern sitzen, draußen in der Freiheit. Wo sollen die denn da hin?“

Auch FDP-Fraktionschef und Beirats-Mitglied Hans-Otto Runkler hat festgestellt: „Selbst die schärfsten Kritiker meinen nach einer Besichtigung, das ein Ausbruch nach menschlichem Ermessen dort unmöglich ist.“

Dass dieses Therapiezentrum nur eine Übergangseinrichtung sein kann, darüber sind sich alle Stadtverantwortlichen einig. „In dem ehemaligen Gefängnis ist langfristig keine richtige Therapie möglich“, meint Runkler. Landtagsabgeordneter und SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer geht davon aus, dass sich die rot-grüne Landesregierung an ihr fest gegebenes Versprechen hält, die Anstalt in Oberhausen nur bis Ende 2012 zu betreiben.

"Man hätte sich mehr Zeit nehemen können"

„In der Rückschau war es allerdings vom Land völlig unnötig, die Einrichtung Anfang des Jahres so hektisch zu beschließen. Man hätte sich mehr Zeit nehmen können, die Bevölkerung zu überzeugen und mitzunehmen“, kritisiert Große Brömer die zuständige Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne).

27 Mitarbeiter des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), Psychologen, Erzieher, Sozialarbeiter und Sicherheitsleute, kümmern sich nun im Schichtdienst um den einzigen Insassen Helmut B. Der gilt bei dem zuständigen Psychologen Gerd Hoehner als „nett und unkompliziert“. Mit vielen Gesprächen will man ihn nun langsam an eine Freiheit innerhalb der Anstalt heranführen, die er so groß noch in keiner anderen Haftanstalt oder Forensik vorher hatte.

Tagesablauf soll selbst bestimmt werden

„Er soll uns selbst sagen, wie der Tagesablauf aussehen soll. Es gibt zwar gewisse Vorgaben, aber wir werden ihm kein fertiges Programm servieren.“ Genau darum gehe es in der Therapie-Einrichtung. „Im Gefängnis wurden die Leute gelebt. Hier nehmen wir ihnen ihre Verantwortung für das eigene Leben nicht mehr ab.“

Das ist nicht einfach: Nach Gesprächen mit Helmut B. ist dem Psychologen bewusst: „Er hat sich den Regeln in der Haft angepasst, um den Preis eines völligen Vitalitätsverlusts. Von ihm kommt nichts.“

Damit überhaupt eine der sinnvollen Gruppentherapien möglich ist, hofft LVR-Sprecherin Katharina Landorff: „Es wäre gut für unseren ersten Mann, wenn er Gesellschaft bekäme.“

15 Anträge sind bereits gestellt

15 Anträge von Städten auf Unterbringung in die Anstalt nach dem Thug-Gesetz sind bereits gestellt - und liegen bei Gericht. Zwei wurden abgelehnt. Bis Ende des Jahres sollen laut LVR die anderen Fälle entschieden sein.

CDU-Fraktionschef Daniel Schranz sieht zwar durch den Insassen des Therapiezentrums nicht die Bevölkerung gefährdet; den Umbau selbst und den Betreuungsaufwand durch 27 Beschäftigte hält er aber für „erschreckenden Unsinn, der die Steuerzahler viel Geld kostet“. Nach seiner Ansicht sei es rechtlich möglich gewesen, diese Gruppe an Schwersttätern in bestehenden Forensiken unterzubringen. „Andere Bundesländer machen das doch auch.“