Oberhausen .

Petrus muss ein Kreativer sein, denn zur Schlaflos-Kultur schenkte er den Beteiligten und Besuchern eine lang ersehnte warme Sommernacht.

Traumhafte Temperaturen von über 20 Grad bis weit nach Mitternacht minderten das Interesse an den Angeboten nicht, wohl aber die Reisefreudigkeit, denn die Shuttle-Busse waren ziemlich leer. Herumzufahren war weniger angesagt, als sich wohl zu fühlen an den Orten, wo etwas geboten wurde unter freiem Himmel oder zumindest die Möglichkeit bestand, nach einem Kulturerlebnis draußen zu verweilen, sich mit anderen auszutauschen bei einem kühlen Getränk. So war etwa der Ebertplatz rappelvoll nach der Spielplan-Vorstellung im Großen Haus - eine übrigens heiß begehrte Veranstaltung. Sogar die Plätze im Rang waren belegt. Musik zieht Menschen an. Nito Torres rockte die Bühne mit Band und Beatles-Songs. Doch wenn sie verstummt, was leider bereits gegen 23 Uhr geschah, ist Schluss.

Altmarkt belebt wie selten

Wer es aber dann noch in die Alte Mitte schaffte, wurde belohnt. Der Altmarkt war belebt wie selten, die Leute schwärmten von gelungenen Lesungen im Zelt auf dem Saporoshje-Platz, von einer völlig ausgebuchten magisch-musikalischen Show im Gdanska und sogar von dem unerwartet großen Interesse an dem, was sich im Ateliertheater tut. „Wir haben drei Mal eine halbe Stunde gespielt und jedes Mal waren gut 40 Besucher da, die auch blieben, vom Anfang bis zum Schluss“, so Regisseurin Angelika Werner, die mit drei Darstellern auf der kleinen Bühne einen Vorgeschmack auf das neue witzige Stück „Des Königs neue Krone ist fort“ bot.

Ja, es waren die kleinen Orte, die Besucher lockten und nicht, wie während der Nacht der Industriekultur, die Leuchttürme wie Gasometer oder die Galerie Ludwig. Wer aber da war, wurde belohnt, zum Beispiel mit einer wunderbaren Einführung in die Elliott-Erwitt-Fotografie durch die Expertin Sabine Falkenbach. „Sie macht das einfach super“, so Dieter Goletzke, „ich fand sie schon bei der Jim-Rakete-Ausstellung so gut!“ Als „Extraschicht in klein“ erlebe er die Kulturnacht Schlaflos. Einfach gut waren auch die Idee des Hundesalons im Schlosshof sowie des Fotostudios: ein Workshop im hinteren Raum der Panorama-Galerie, wo Axel Scherer Interessenten Tipps fürs bessere Gelingen von Porträtfotos gab.

Eine neue Kultur des Miteinanders

Einfach fetzig war, was Becker Schmitz zusammen mit Marc Nikoleit vom Künstler-Kollektiv „I Heart Ruhr York“ im K 14 auf die Beine stellte. Hier bestätigte sich, was wir bereits ahnten: Die Jungen denken ruhrgebietsweit, haben keinen Respekt vor Stadtgrenzen, denn es waren Leute aus allen möglichen Städten dort. Und: Sie erschaffen eine neue Kultur des Miteinanders, „der Partizipation“, wie Becker Schmitz es ausdrückt. Der Beweis war ein Platzhirsch, eine riesige Skulptur, spontan erschaffen aus allen möglichen Materialien von Gästen, die mitmachen wollten. Drinnen gab’s Videokünstlerisches und ohrenbetäubende Musik zum Tanzen, draußen lebhafte Diskussionen. Das Bier wurde K14-typisch in Flaschen gereicht.