Oberhausen. .
Dauerregen beim Festival der elektronischen Musik: „Ruhr in Love“ wurde im Oberhausener Olga-Park am Samstag zu einem regelrechten Regentanz. Trotzdem kamen 40.000 Fans in die Grünanlage - genauso viele wie im Vorjahr.
Die Wege des Schmutzes sind unergründlich. Es ist faszinierend, welche Wege der hiesige Schlamm nehmen kann. Er steigt am Schuhwerk empor, setzt zum Angriff auf den Stoff des Hosenbeines an, um dann beidseitig seine Schmierqualitäten voll auszuspielen. Die Festival-Besucher von „Ruhr in Love“ können am Samstag ein Lied davon singen, obgleich Sänger bei der Sause der elektronischen Musik keine große Rolle spielen. 300 DJs sind in den Olga-Park gekommen und bespielen mit ordentlich Wumms 35 Freiluft-Tanzflächen – nicht abwechselnd, sondern gleichzeitig. Szene-Größen wie Felix Kröcher, Turntablerocker, Da Hool oder DJ Quicksilver stehen auf dem Zettel.
In den Vorjahren war es stets eine heitere Sommersause, diesmal nieselt das Nass von Anfang bis Ende auf die Feier-Freunde ein. Trotzdem kommen nach Angaben der Veranstalter 40 000 Fans auf das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau. Diese Zahl ist vergleichbar mit dem Vorjahr. Damit wird die angestrebte Rekordmarke zwar verfehlt, angesichts kühler 14 Grad beim Feucht-Festival ist dies aber bemerkenswert.
Schlammschlacht zum bebenden Beat
Der Verkäufer mit den Sonnenbrillen ärgert sich, die Servicekraft mit dem Müllsack in der Hand auch. Wiederholt sammelt sie das Gerippe eines Regenschirms auf, der beim wilden Tanzen offensichtlich den Geist aufgegeben hat.
Fans bei Ruhr in Love
Die Musik klingt wie eine gigantische Soße verschiedener Rhythmen: Während auf einer einzelnen Freiluft-Tanzfläche ausschließlich die eigene Musik hörbar ist, schallt einem aus der Ferne elektronisches Allerlei entgegen. Den Ravern ist es einerlei. Einige stopfen sich Ohrstöpsel in die Ohren, andere zupfen ihre Garderobe zurecht. Das Wetter drückt auf die Stimmung. „Der Regen nervt mich total“, sagt Jessica (19) aus Essen. Im vergangenen Jahr hat sie noch einen lockeren Bikini getragen, berichtet sie. „Der war bunt und cool – heute passt das aber mal gar nicht.“ Auch ihr männlicher Begleiter bedauert, dass sich Jessica diesmal für den tristen Regenüberzieher entscheiden musste.
Andere Gäste sehen es nicht so eng. Sie zeigen sich nicht bedeckt, sondern lieber bauchfrei. Die Mutigen sind die Gewinner im Olga-Park: Knallbunte Sommerkluft mit viel Haut, es gibt sie manchmal trotz des Nieselregens. Der Verlierer ist dagegen der Rasen, der verwandelt sich stellenweise in eine Schlammbahn – und sorgt damit wiederum für Erheiterung. „Ich bin schon der drei Mal ausgerutscht“, sagt Philip (25) aus Mönchengladbach. Und zeigt beeindruckende Matsch-Flecken an Hose und T-Shirt. Seine Freunde kichern im Hintergrund.
Auch drei Besucher aus Dresden haben sich schon wild beim Tanzen betätigt und auch das hat entsprechende Spuren auf der Kleidung hinterlassen. „Wir kommen in jedem Jahr nach Oberhausen, übernachten hier und fahren dann wieder gen Heimat. Einmal Schlamm und zurück. Damit sind sie längst nicht alleine. Viele Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen stehen auf den Parkplätzen. Auch in vielen Oberhausener Hotels hatten sich die Raver am Morgen auf den Weg zum matschigen Olga-Gelände gemacht. Ruhr in Love 2011 – zumindest ein bisschen Elektro-Woodstock gibt es diesmal in Osterfeld.
Ruhr in Love
