Oberhausen. .
Mahnmal oder Mysterium? Bei einigen älteren Mitbürgern sorgen die Hochbunker für Erinnerungen an längst vergangene, dunkle Zeiten. Den Jüngeren dagegen steht bei der Betrachtung der „Betonklötze“ ein Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.
Die Hochbunker in unserer Stadt sind trotz ihres Alters, erbaut wurden sie 1942/43, mehr als bloß leerstehende Überbleibsel. So dienen sie ganz unterschiedlichen Zwecken, sei es als Probenraum für Musiker, Bürgerzentrum oder als Heimat für Schützenvereine.
Immer noch voll funktionsfähig
Acht Hochbunker sind, quasi unverändert, im Stadtbild zu entdecken und erfüllen dabei zum Teil auch heute noch ihre eigentlichen Aufgaben im Zivilschutz. Uli Will, Sachbearbeiterin für Zivil- und Katastrophenschutz bei der Feuerwehr, ist die „Hüterin“ der Bunker. „Die Zuständigkeit für Zivilschutz liegt beim Bund, der die Verwaltung und den Unterhalt der Schutzräume an die Gemeinden überträgt.“ Dabei kann man in Oberhausen zwischen zwei Gruppen unterscheiden: zum einen die „wiederhergestellten Schutzräume“, die notdürftig repariert und in friedlicher Nutzung sind, aber im Bedarfsfall durch den Bund reaktiviert werden können. Davon gibt es momentan fünf. Dann gibt es drei sogenannte „öffentlich nutzbar gemachte Schutzräume“, die mit Lüftungstechnik versehen und voll funktionsfähig für den Ernstfall sind. Einer dieser einsatzbereiten Bunker liegt an der Wesselkampstraße, mitten in Eisenheim. Diesen schaute sich die NRZ vor Ort an.
Von außen ist hier vor allem eines zu erkennen: Grün! Auf allen Seiten haben sich Kletterpflanzen ihren Weg gebahnt und sorgen für einen Kontrast zum ansonsten massiven Bunkeräußeren. Daneben sind es Fußball- und Spielplatz, die sofort ins Auge fallen. Auch der eine oder andere verirrte Ball findet sich auf dem Dach wieder.
Ein beinahe unbeschreibliches Gefühl macht sich breit, wenn man zum ersten Mal den Bunker betritt. Gerade hörte man die Vögel zwitschern und spürte die Feuchtigkeit in der Luft. Im Bunkerinneren fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Sofort fällt die Stille auf, auch die Temperaturunterschiede sind erstaunlich. Während im Untergeschoss eine angenehme Kühle vorherrscht, ist es nur zwei Etagen höher richtig schwül. „Im Sommer ist es in den unteren Etagen sehr angenehm. Da kann man der Hitze entfliehen“, befindet Uli Will.
Nur noch abstrakte Gefahrenlage
Dieser Hochbunker „mittlerer Größe“ kann 1200 Menschen zehn bis zwölf Stunden lang Schutz bieten. Als Gefahrenquellen gelten dabei „Trümmerlasten, radioaktive Niederschläge, Brandeinwirkungen sowie chemische und biologische Gifte“, erklärt Will. Um diesen Schutz zu gewährleisten, ist eine Sandfilteranlage eingebaut. Ein beständiger Überdruck sorgt im Ernstfall dafür, dass keine gefährlichen Stoffe von außen eindringen können. „Zuletzt war der TÜV 2006 vor Ort, um die Anlagen zu überprüfen.“ Heute würden nur noch Verkehrssicherungsmaßnahmen vorgenommen, also Pflanzenbewuchs beschnitten oder im Winter Eiszapfen entfernt. „Der Bund geht eigentlich nicht mehr davon aus, dass derartige Schutzräume gebraucht werden.“