Oberhausen. .

Immer schön langsam, bloß nicht zu viel toben? Das muss nicht sein. Auch dann nicht, wenn ein Kind an einem Herzfehler leidet. Das beweist die Kinderherzsportgruppe des Behindertensportvereins (BSO), die sich auf die Suche nach neuen Mitgliedern macht.

Denn die ersten Turner sind ihren Kinderschuhen entwachsen. Andrea Ruprecht (46) und ihr Sohn Ralf (15) sind von Anfang an dabei. „Als Eltern will man seine Kinder am liebsten in Watte packen“, weiß Andrea Ruprecht. Ralf war gerade fünf Jahre alt, als er seine Eltern in Gewissensnöte trieb. Lautstark forderte der Zwerg: „Ich will in einen Fußball-Verein.“ Hilfesuchend wandte sich die Oberhausenerin an den behandelnden Kinderkardiologen im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen. „Dr. Christoph Parlasca fand die Idee unseres Jungen gut und regte die Gründung einer Kinderherzsportgruppe an.“

Eine Halle war schnell gefunden: Die Stötzner-Schule, Schladstr. 26, gewährte der Gruppe ein Dach über den Köpfen, Sporttherapeutin Britta Knoth (40) wurde ins Boot geholt und schon ging es los. „Erst einmal damit, dass Britta uns Eltern vor die Tür setzte“, erzählt Andrea Ruprecht lachend. „Doch Dr. Parlasca ist bei jeder Sportstunde dabei - das beruhigt.“ Er sitze bei den Eltern, nähme sich viel Zeit für Gespräche am Rande.

Ungestört auf den Zahn fühlen

Auf diese Weise kann Britta Knoth den zurzeit 13 Kindern zwischen vier und 15 Jahren in der Halle ungestört auf den Zahn fühlen. „Aus Sorge bekommen sie von ihren Eltern oft zu hören, lass dies, tu das nicht - und so sind die meisten in ihrer motorischen Entwicklung nicht so weit wie ihre gesunden Altersgenossen“, sagt die Sporttherapeutin.

„Wie war’s in der Woche, wie geht es euch, ist jemand erkältet?“ will die Trainerin wissen. Dann gibt es Spiele zum Warm machen, mit einem Schwungtuch etwa. „Ich lasse die Kinder die Spiele auch immer selbst erklären“, erzählt Knoth. Schließlich werde gemeinsam ein Parcours aufgebaut: mal eine Achterbahn, mal ein Zirkus. Ruhige Spiele nehmen den Dampf raus. Auch das Geschichtenerzählen gehört zur Sportstunde. „Die Kinder sollen nicht nur ihre Fein- und Grobmotorik verbessern, sondern auch lernen, ihre Grenzen wahrzunehmen“, betont Knoth.

„Das klappt bei uns jetzt schon viel besser“, freut sich Claudia Henkel (47). Ihr Sohn Tim (8) kam als Frühchen auf die Welt und leidet an Lungenhochdruck. „Dadurch ist seine rechte Herzhälfte besonders belastet“, erzählt die Mutter. Seit September 2010 turnt Tim bei der Kinderherzsportgruppe mit. „Er hat hier viele Freunde gefunden“, freut sich Claudia Henkel. Freunde, die das gleiche Problem haben, oft nicht so können, wie sie eigentlich wollen. Beim Ausdauerlauf in der Schule zum Beispiel. „Früher wollte Tim da immer mithalten, jetzt fühlt er, wann er aufhören muss.“

Eine Familie gefunden

Trotzdem habe er die Freude an der Bewegung für sich entdeckt. „Er nimmt jetzt über den BSO auch noch dienstags an einem Schwimmkurs teil“, sagt Papa Jörg Henkel (46) stolz.

Da kann Birgit Bender nur zustimmen. Ihrem Felix (9) fehlt die rechte Herzkammer. Zwei Operationen hat er bereits hinter sich. „Mir waren die anderen Eltern hier eine große Stütze“, sagt die 43-Jährige. Und Felix? „Der hat hier eine Familie gefunden.“ Denn die Kursteilnehmer machen auch gemeinsame Ausflüge. „Am letzten Mai-Wochenende waren wir beim Tag der Begegnung in Xanten“, erzählt Birgit Bender. Für die Eltern sei das sehr entspannend. „Denn die Kinder passen auch gegenseitig aufeinander auf.“ Auf die nächste Fahrt freut sie sich besonders: „Dann geht es auf den Reiterhof nach Goch.“

Der Schwerpunkt der Reha-Maßnahme für Kinder mit angeborenen Herz-Erkrankungen liegt bei der Förderung der motorischen Entwicklung. Die Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren kommen aus Oberhausen, Mülheim, Duisburg, Bottrop und Voerde. Trainiert wird jeden Mittwoch von 17 bis 18.30 Uhr, Schladstr. 26. Kontakt: 620 400.