Oberhausen.. 93 ehrenamtliche Richter beraten am Arbeitsgericht. Die Personalleiterin Sabine Klahold engagiert sich seit 2009.
An jeden einzelnen ihrer Fälle kann sich Sabine Klahold nicht mehr erinnern. „Was man aber nicht vergessen darf, ist, welche Verantwortung wir hier am Arbeitsgericht haben“, sagt die 48-Jährige. Seit zwei Jahren engagiert sie sich als eine von 93 ehrenamtlichen Richtern am Oberhausener Arbeitsgericht. „Geht es um den Verlust eines Arbeitsplatzes, steht für die Beteiligten auch der Verlust eines Lebens auf dem Spiel, wie sie es bisher geführt haben. Das ist hochemotional.“
Ehrenamtliche Richter sind in der Regel Laien, sie haben also weder Jura studiert noch in Rechtsberufen gearbeitet. Gerade das machte ihre Meinung aber schon zur Zeit der Aufklärung an Gerichten so gefragt. „Die ehrenamtlichen Richter bringen praktische Erfahrungen ein, die uns als Juristen meist fehlen“, sagt etwa Barbara Rolfs. Die 49-jährige Direktorin des Oberhausener Arbeitsgerichts hat pro Kammersitzung zwei Laien rechts und links an ihrer Seite sitzen - je einen für die Arbeitnehmer- und einen für die Arbeitgeberseite. Sabine Klahold steht für die Arbeitgeberseite.
Vorgeschlagen dafür hat sie der Arbeitgeberverband. Denn um ehrenamtlicher Richter zu werden, muss man berufen werden. „Während eines Gesprächs kam die Frage auf, ob ich das machen will. Ich habe nicht lange über die Frage nachgedacht, sondern es einfach als richtig empfunden, zuzusagen.“
Reisen um die Welt
Seit 20 Jahren arbeitet Klahold in leitenden Positionen, hat nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Münster unter anderem für eine Fluggesellschaft und einen Software-Konzern gearbeitet. Viel gereist ist sie in der Zeit, beruflich, aber auch privat. Und dann am liebsten in die USA. „Wer aus dem Ruhrgebiet kommt und gewohnt ist, innerhalb von 20 Kilometern durch drei Städte zu fahren, freut sich über so eine Weite.“
Seit 2008 arbeitet sie für den internationalen Mischkonzern Ingersoll Rand, dessen Konzernzentrale für Mitteleuropa am Max-Planck-Ring nahe dem Kaisergarten sitzt. Dort leitet Klahold einen Personalstamm von 140 Mitarbeitern, außerdem ist sie für die rund 290 Angestellten der zur Ingersoll-Rand-Gruppe zugehörigen GHH Rand in Sterkrade zuständig.
Trotz 60-Stunden-Woche schätzt die zweifache Mutter ihr Ehrenamt: „Auch ich bekomme so eine neue Perspektive.“
"Meist sind wir aber einer Meinung"
Einmal im Quartal wird Klahold seit 2009 ans Oberhausener Arbeitsgericht gerufen. Dort warten auf sie ein halbstündiges Beratungsgespräch zur Vorbereitung, der gemeinsame Kammertermin und spätere Beratungen im Richterzimmer. Bei den Diskussionen im Richterzimmer können die Laien den Volljuristen sogar überstimmen: Jeder der Richter, ob haupt- oder ehrenamtlich, hat eine Stimme bei Gericht. „Meist sind wir aber einer Meinung“, versichert Sabine Klahold. „In vielen Fällen gibt es kein Schwarz oder Weiß.“
Reich werden die Laienrichter nur an Erfahrung. Nur Fahrtkosten, Zeitaufwand und Verdienstausfall werden erstattet. „Für mich ist das aber auch eine Form der Weiterbildung“, sagt Klahold. „Bei Gericht lerne ich, worauf ich selbst als Arbeitgeber Acht zu geben habe, wenn es etwa um die Erstellung von Sozialplänen geht.“ Die Arbeit bei Gericht erfülle sie „mit Freude und Zufriedenheit“ - so sehr, dass Sabine Klahold seit Kurzem auch noch zur ehrenamtlichen Richterin am Sozialgericht Duisburg ernannt wurde.