Oberhausen. .

Ilona Buchwald wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie gründete Oberhausenes erste mobile Matratzenreinigung – und hat den Hausstaubmilden, über die sich viele Allergiker ärgern, den Kampf angesagt.

„Da, Taubtauger“, sagt die kleine Greta, schmeißt das Bilder-Buch über die „Häschenschule“ zur Seite und staunt über den mobilen Staubsauger, mit dem Ilona Buchwald (44) nicht etwa den Boden, sondern die Matratzen in der Kindertagespflege „Die kleinen Käfer“ an der Marktstraße 35 reinigt.

Ilona Buchwald ist seit Oktober selbstständig und gründete nach eigenen Angaben Oberhausens erste mobile Matratzenreinigung. Mit ihrem silbernen Spezial-Sauger dringt sie bis zu 30 Zentimeter tief in das Matratzengewebe ein und tötet via ultravioletter Strahlung Bakterien und Hausstaub-Milben – beziehungsweise eliminiert den Milben-Kot, denn gerade der ist es, auf den vor allem Kinder allergisch reagieren, etwa mit tränenden Augen oder juckenden Hautstellen. „Wenn man eine Matratze nicht reinigt, dann entwickelt sie sich zum Biotop für Milben“, sagt Ilona Buchwald. „Der Sauger ist die Anti-Baby-Pille.“

Schnelltest aus der Apotheke verrät Milbenkonzentration

In anderen Kindertagesstätten hätten Betreuer ihr Angebot für eine Matratzenreinigung bisher abgelehnt. „Dabei ist das ja völlig normal, dass sich dort viel Staub sammelt“, erklärt Ilona Buchwald und zeigt nach einer ersten Probereinigung den bereits gesammelten Matratzen-Staub, der - so ergibt ein Schnelltest aus der Apotheke - eine schwache bis mittlere Milben-Konzentration hat. „Matratze sauber“, jubelt Greta kurz, widmet sich dann aber wieder einer leeren Nivea-Dose. Tagesmutter Kathrin Parol: „Das sind relativ neue Matratzen. Dass die schon so verstaubt sind, hätte ich nicht gedacht.“

Der Vorführeffekt ist Ilona Buchwald gelungen. Nur über Umwege ist sie zur „Staubsaugerin“ geworden. Nach einer Ausbildung zur biochemischen Assistentin arbeitete sie ganze zwölf Jahre in einem Call-Center. Bis ihr der Telefonhörer aus der Hand fiel, der Burnout kam und nichts mehr ging. Sie legte eine eineinhalb Jahre lange Pause ein. „Was sollte ich jetzt machen? Ich war über 40 Jahre alt. Ich habe mich für die Selbstständigkeit entschieden.“ Sie wollte etwas für andere Menschen tun, das stand fest. Sie recherchierte und bemerkte: In Süddeutschland und in den neuen Bundesländern sind Matratzenreiniger sehr verbreitet, im Ruhrgebiet sei das Angebot aber sehr überschaubar. Ilona Buchwald buchte Seminare zur Existenzgründung beim Weiterbildungsinstitut (WBI) in Oberhausen. Im Oktober vergangenen Jahres begann schließlich der Kampf gegen die Milben.

Geschäft könnte noch besser laufen

Das Fazit nach einem halben Jahr? „Es macht mir Spaß, aber das Geschäft könnte noch besser laufen.“ Die Oberhausener seien relativ „konservativ“, die Bochumer und Dattelner schon etwas weiter. Selbst die Duisburger Polizei nahm die Dienste in der vergangenen Woche in Anspruch. „Die Spurensicherung wollte nach einem Einbruch am Tatort Fingerabdrücke sicherstellen und musste dafür Ruß auf die Fensterrahmen auftragen. Leider fiel ein wenig auch auf die Matratze.“ Zum Glück, könnte Ilona Buchwald auch sagen, denn dann hatten sie und ihr Mitarbeiter und Lebensgefährte Klaus Pieper (55) den nächsten Auftrag. Da das Team aber ohne Chemikalien arbeitet, konnte man nicht alle Flecken restlos beseitigen.