Oberhausen. .

Kurz vor Ostern ist der Andrang bei Hobbyzüchterin Ute Schreiber (44) groß: Dann wollen viele Eltern ihre Kinder mit einem „süßen Hasen“ überraschen. Passend zum Fest eben. Und weil die kleinen Buntzwerge ja so süß sind, stört es auch nicht, dass sie eigentlich zur Gattung der Kaninchen gehören. Was viele Interessenten nicht wissen: Die Tiere können rund zwölf Jahre alt werden, ein Kauf sollte also gut überlegt sein.

Unwissenheit, über die Ute Schreiber den Kopf schüttelt. Zugegeben. Viel mehr habe sie damals auch nicht gewusst. 2006 war das, als Tochter Jennifer Sophia (10) und Sohn Timo (8) „endlich ein eigenes Tier“ haben wollten. Und da Kaninchen ja so große Kugelaugen und ein so plüschiges Fell haben, ließen sich die Eltern schließlich überreden. „Wir machten das, was viele Noch-nicht-Tierbesitzer auch machen - wir gingen in einen Zoohandel und schauten uns dort ein paar Kaninchen an“, erinnert sich die 44-Jährige.

Wenn Anna ein Anton ist

Zwei Kuscheldamen hatten es den Kindern rasch angetan - und so landeten Smeety und Anna im trauten Heim. „Merkwürdig war nur, dass Smeety sich so wenig bewegte und immer rundlicher wurde“, erzählt Ute Schreiber. Sie ahnen es schon? Richtig. Smeety war trächtig und Anna hieß in Wahrheit Anton. Damit war der Grundstock zur Hobbyzucht gelegt.

„Wir versuchten natürlich erst, dem Zoohandel die sechs Kleinen zurückzugeben, aber die suchten sich nur ein paar Tiere aus - und wir blieben auf dem Rest sitzen“, sagt Egbert Schreiber (50). Die Kinder waren trotzdem begeistert und so ergaben sich die Eltern in ihr Schicksal. „Wir bauten einen Stall.“ Womit das nächste Problem - in Gestalt eines Mitarbeiters des Bauordnungsamtes - vor der Tür stand.

„Denn nur Ställe bis zu fünf Kubikmetern sind genehmigungsfrei - für alles darüber hinaus muss man einen Bauantrag stellen“, erfuhr das Ehepaar. 14 Monate und „unzählige schlaflose Nächte“ dauerte es, bis Bauamt und Architekt endlich grünes Licht gaben. Von den Kosten mal gar nicht zu reden. Heute sind Schreibers stolze Besitzer zweier Ställe.

Zu den Hauskaninchen gesellte sich die Rassezucht. „Wir haben zurzeit 19 Blaue Wiener und dazu noch acht Jungtiere“, so Ute Schreiber. Beim Eintritt in den Kaninchenzuchtverein R432 stellte die 44-Jährige fest: „Auch mein Großvater hat mal Blaue Wiener gezüchtet.“ Die Liebe zum Kuschel ist also erblich.

Kaninchenzucht statt Urlaub

Das kann auch Tochter Jennifer Sophia nur bestätigen. Auch sie ist Vereinsmitglied und züchtet selbst. Die Zehnjährige hat acht junge Farbenzwerge - und plötzlich unzählige Freundinnen mehr.

„Die Klassenkameradinnen meiner Tochter sind jetzt fast täglich hier, um mit den Tieren zu schmusen und zu spielen.“ Ute Schreiber freut sich für ihre Tochter, passt aber auch auf wie ein Luchs. „Denn die Kinder setzen die Tiere auch gerne mal einfach auf die Wiese.“ Was nicht unproblematisch ist, denn nicht jede Pflanze sei für die Nager essbar. „Eines unserer Kaninchen schnappte sich mal eine Pflanze, die zwar wie Löwenzahn aussah, aber keiner war - zwei Tage später war es tot.“

Zweimal schwarze Kaninchen

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    Zwei Stunden täglich verbringen Schreibers in ihren Ställen, reinigen die Trinknäpfe, füttern, gucken nach dem Rechten. Einmal in der Woche wird ausgemistet. „Da gehen mehr als fünf Stunden drauf.“ In den Urlaub fahren ist nicht mehr. Höchstens ein Wochenendausflug sitzt noch drin.

    Um die Kosten zu decken, verkauft Ute Schreiber nun auch noch Heimtierbedarf rund ums Kaninchen und Futter. 220 Euro plus habe sie im letzten Jahr damit gemacht und das Geld gleich wieder in eine bessere Ausstattung der Ställe investiert. Trotz alledem: „Wir sind glücklich“, sagen Ute und Egbert Schreiber. Die Hobbyzucht ist zu ihrer großen Leidenschaft geworden.

    "Wir züchten nicht fürs Tierheim"

    Ute und Egbert Schreiber verstehen sich nicht nur als Hobbyzüchter, sondern auch als Tierschützer. „Wir geben unsere Kaninchen nie vor der elften, zwölften Woche ab und am liebsten geimpft und kastriert.“ Können Käufer ihre Tiere aus persönlichen Gründen nicht mehr halten, nehmen Schreibers sie zurück und vermitteln sie kostenlos weiter. „Wir züchten keine Tiere fürs Tierheim!“

    Deshalb sind ihnen die Verkaufsgespräche auch so wichtig, in denen sie über die richtige Fütterung, eine artgerechte Haltung, die Lebenserwartung, Impfungen, Tierarztkosten und Krankheiten aufklären. Aber auch die Rassekaninchen, die sich nicht zur Zucht eignen, werden nicht einfach geschlachtet. „So manches ist bei uns in Rente gegangen, einige haben wir auch an Tierliebhaber vermittelt.“

    Weitere Info und Kontakt zum Kaninchen-Hof im Internet unter: www.osterfelderzwerge.beep.de.