„Frohwüchsig“ zu sein bescheinigen die Experten manchen tierischen Rassen – bei den Kaninchen sind’s vor allem die Weißen Neuseeländer, die diese Anforderung erfüllen. Sie wachsen schnell, erreichen so rasch das Schlachtgewicht, vermehren sich zudem noch freudig. Frohwüchsigkeit wünscht man auch dem Verein „Gut Wurf“, aber dunkle Wolken haben sich über ihm – und den meisten anderen seiner Art – zusammengezogen.
Eher Zufall ist da, dass das Ausstellungslokal „Zur Schleuse“ zum Jahresende schließt. „Wir stellen hier seit 39 Jahren aus, jetzt müssen wir was Neues suchen“, sagt Monika Becks, die dem Verein mit der Ordnungsnummer R 406 (R steht für Rheinland) seit vielen Jahren das Zuchtbuch führt. Ihr Mann Wilfried ist Vorsitzender, und sein Schwiegervater hatte auch schon Kaninchen gezüchtet.
Kaninchenzucht ist Familiensache, das merkt man schnell, aber die Großfamilie der Kaninchenzüchter schrumpft. Von den fünf Kaninchenzuchtvereinen (KZV) in Oberhausen sind nur noch drei aktiv, will heißen: Sie stellen ihre besten Tiere in der Vereins-, später auch auf der Kreis-, Landes- und vielleicht sogar Bundesschau aus. Eigene Kreisschauen verstaltet Oberhausen schon nicht mehr, man tut sich mit Duisburg zusammen.
Früher war das Ruhrgebiet eine Hochburg der Kaninchenzucht, bei der es nicht um Sport ging wie bei Brieftauben, sondern schlicht um die Versorgung mit Frischfleisch. Erst als es allgemein den Leuten besser ging, wuchs auch wieder das Bemühen um lupenreinen Kaninchen-Nachwuchs.
Weicher als Seide
Der ist nun wirklich allerliebst anzuschauen. Wer mal einer Häsin (so heißen weibliche Kaninchen) der Rasse Helle Großsilber ein wenig unters Deckhaar pustet und dabei die silbern leuchtenden Unterhaarspitzen zur Geltung bringt, kann sich vorstellen, was in Züchtern vorgeht, denen das gelungen ist. Oder einen Weißen Neuseeländer einfach mal zu streicheln – ein Seidenteppich wirkt daneben beinahe hart.
Ein hartes Leben führen die Tiere nicht. Die Stallgrößen sind längst genormt, bei der Fütterung lässt man höchste Obacht walten („Wir wissen, was wir essen“), um die Sauberkeit im Stall kümmern sich die Züchter: Verunreinigungen gefährden das Zuchtziel. Was zunehmend fehlt, sind Platz und Zeit.