Oberhausen.. Die flexiblen Abholzeiten in Offenen-Ganztags-(OGS)-Schulen soll es bald nicht mehr geben. Eltern sollen in Zukunft ihre Kinder nur zu bestimmten Zeiten in der OGS abholen können. Viele Eltern und Pädagogen kritisieren dieses Vorhaben vehement.
Viele Eltern, die ihre Kinder für einen Offenen-Ganztags-(OGS)-Platz in einer der 39 Oberhausener Grundschulen angemeldet haben, fielen jetzt aus allen Wolken: Im Primarbereich sollen die bisher in der Praxis flexibel gehandhabten Abhol-Zeiten der stadtweit 3500 OGS-Kinder strenger geregelt werden.
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„Wenn uns eine Schule unterkommt, die diese Regelungen nicht einhält, müssen wir Rückzahlungen von Fördergeldern fordern“, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Förderung setzt sich aus kommunalen und Landeszuwendungen zusammen. Die Landesmittel liegen pro Grundschul-Kind und Schuljahr bei 700 Euro.
Ausnahmen von Abholzeiten formell nicht vorgesehen
„Unter den Voraussetzungen der strengen Abholzeiten kann ich mein Kind dort eigentlich nicht mehr anmelden“, sagt die enttäuschte Mutter Jennifer Overmeier von der Postwegschule. Sie arbeitet in Teilzeit und möchte ihre Tochter (9) so flexibel wie bisher abholen können. „Ich habe kein Kind bekommen, damit ich es abschiebe. Wenn ich Urlaubstage habe, darf ich dann mein Kind nicht mehr um 13.15 Uhr abholen?“, fragt sie. Sie berichtet auch von befreundeten Müttern, die bei der Polizei oder im Krankenhaus im Schichtdienst arbeiten und die Regelung als Eingriff in ihr familiäres Leben verstehen – denn Ausnahmen von den Abholzeiten soll es nun nicht mehr geben.
Manfred Przybylski, Leiter des Schulamtes, sagt, dass es „pädagogisch nicht sinnvoll ist“, wenn die Kinder im Offenen Ganztag an verschiedenen Tagen unterschiedlich zusammengesetzt seien. Zudem sei man als städtische Behörde gehalten, die Landesregelungen umzusetzen. Natürlich könne man darüber streiten, ob starr eingehaltene Abholzeiten richtig seien. Eine Änderung dieser Regelung sei aber Sache der Politik.
Bezirksregierung dementiert OGS-Kontrollen
Hintergrund für das Schreiben seien Kontrollen der Bezirksregierung in anderen Städten gewesen, in denen weniger Kinder anwesend waren, als in den Fördergeld-Anträgen angegeben waren. Die Bezirksregierung bestreitet aber, dass es solche Kontrollen bereits gegeben habe, und begründet das Schreiben mit einem „Informationsbedürfnis bei den Eltern“. Die Mitteilung sei eine „Auffrischung“. Viele Eltern hätten sich mit Bitten um Informationen an die Bezirksregierung gewendet.
Auch an Schulen gibt es Kritik: „Es ist familienfeindlich, wenn ich Eltern zwinge, ihr Kind auch an den Tagen in den Offenen Ganztag zu schicken, an denen sie selbst Zeit für sie haben“, sagt Susanne Amrehn, Leiterin der Steinbrinkschule. Nun werde sich „für die Eltern einiges ändern“. Praktiker in einigen Schulen überlegen aber bereits, ob man im Alltag die sturen Regeln doch noch aufweichen kann.