Oberhausen. . Die Stadt Oberhausen ist überzeugt: Der Umbau des Bert-Brecht-Hauses war trotz der Kostenexplosion richtig. Die Bürger sehen das etwas anders - wir haben ihre Meinung im NRZ-Bürgerbarometer zusammengefasst.

Wenn’s doch nur schon fertig wäre! Auch und vor allem in der Stadtverwaltung wünscht man sich, den Oberhausenern endlich zeigen zu können, wo all das Geld hingeflossen ist, wofür der ganze Ärger und die Unannehmlichkeiten des Umbaus gut gewesen sein sollen. „Vielleicht wäre die Akzeptanz dann größer“, sagt Kulturdezernent Apostolos Tsalastras angesichts eines recht ernüchternden Ergebnisses aus dem NRZ-Bürgerbarometer: 58 Prozent der Befragten finden es nicht richtig, dass die Stadt einen Großteil der Mittel aus dem Konjunkturpaket II in die Sanierung des Bert-Brecht-Hauses steckt.

Viermal teurer als geplant

Einst mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt, sind die Kosten für die Erneuerung des Gebäudes inzwischen auf mehr als zehn Millionen Euro gestiegen. Etwa die Hälfte davon bestreitet die Stadt von den Geldern, die sie im Rahmen des Konjunkturpakets II erhält. Andere Projekte in Oberhausen, die von dem Fonds profitieren sollten, fallen dafür hintenüber oder können nur in abgespeckter Form umgesetzt werden können, so zum Beispiel die Jugendkunstschule am John-Lennon-Platz. Auch manche Spielplatzsanierung wurde verschoben.

Dafür, den Umbau des Bert-Brecht-Hauses trotz der immensen Kostensteigerung durch nachträglich aufgetauchte Mängel konsequent weiterzuverfolgen, gab es von allen Parteien Zustimmung. Von den beim NRZ-Bürgerbarometer um ihre Meinung gebetenen Oberhausenern dagegen teilen nur 20 Prozent diese Sicht der Dinge. Hat man die Leute da nicht mitgenommen?

„Mehr Mitnehmen geht nicht“, verneint Apostolos Tsalastras. „Wir haben immer wieder über die Medien informiert und viele Veranstaltungen zum Bert-Brecht-Haus durchgeführt. Wer Interesse hatte, konnte sich sehr gut informieren.“ Trotz der Umfragewerte geht Tsalastras davon aus, dass die Politik im Sinne der Bürger entschieden hat. „Die Alternative wäre Abreißen“, betont er und weist noch einmal auf die Bedeutung des 1920er Jahre-Baus in der Innenstadt hin. „Das Bert-Brecht-Haus ist ein Denkmal, sein Abriss wäre ein kultureller Verlust. So viele markante Gebäude, die eine bestimmte Zeit widerspiegeln, gibt es in Oberhausen nicht. Für die Stadt war es also richtig, so zu handeln.“

Bei Bauvorhaben sparen

Am ehesten sind dieser Auffassung übrigens noch diejenigen Befragten des Bürgerbarometers, die im weiteren Umfeld des Bert-Brecht-Hauses leben. Vergleicht man die Verteilung der Antworten über Alt-Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade, so sind es in Alt-Oberhausen mehr als 20 Prozent, die die Prioritätenlegung der Stadt für richtig halten. Am geringsten ist die Zustimmung in Osterfeld, dort sind es nur knapp 15 Prozent.

Das Meinungsbild passt zu den Antworten auf eine andere Frage, die wir im Rahmen des Bürgerbarometers gestellt haben: „In welchem Bereich kann noch am ehesten gespart werden?“ Bei Bildung, Sport, Kultur und Sozialem sahen die Befragten wenig Spielraum. Noch am ehesten sei Sparpotenzial vorhanden beim städtischen Personal (28 Prozent) – und bei städtischen Bauvorhaben (34 Prozent).