Oberhausen.. Lilo Wanders verlieh der närrischen “Bumsfallera! die Karnevals-Hitparade“ im Großen Theatersaal Starglanz. Aber auch ohne Berühmtheitsbonus konnte sich die etwas andere Sitzung sehen lassen - ohne Büttenreden, dafür aber mit viel Ironie.
Bei dieser Karnevalsfete waren die wirklich großen Stars nach Oberhausen gekommen: Ob Elvis Presley, Amy Winehouse oder Wolle Petry – dem Theater war keine Gage zu teuer. Schließlich ist nicht alle Tage Karneval, schon gar nicht im Großen Haus des Theaters, wo an diesem Wochenende „Bumsfallera! die Karnevals-Hitparade“ stattfand.
Kein Kalauer wurde ausgelassen
Wie gewohnt führten Dieter und Thomas Heck (gespielt von Annika Meier und Martin Müller-Reisinger) in grauen Anzügen, mit blonder Lockenperücke und 80er Jahre-Brille durch den Abend und ließen keinen Kalauer aus. Doch darauf waren die Zuschauer vorbereitet, schließlich kündigten die beiden an: „Wir versprechen nichts, aber das halten wir auch.“
Als Co-Moderatorin hatten sie Lilo Wanders eingeladen, die über „Wa(h)re Liebe“ und ihren großen Verschleiß an Männern berichtete („Man müsste mir eigentlich ein Verwundetenabzeichen auf die Brust pinnen“).
Alle drei outeten sich als Karnevalsneulinge und so mussten die Karnevalisten im Publikum auch mal über sich selbst lachen können. So bezeichneten Dieter und Thomas Oberhausen als „eine Stadt mit dem gewissen Nichts“ und den Karneval der „Konfettischisten“ halten sie keineswegs für eine komische Veranstaltung: „Über Karneval macht man keine Witze, das ist purer Pazifismus.“
Prinzengarde tanzte
Aber auch der traditionelle Karneval bekam einen Platz in der Hitparade. So kam das Kinderprinzenpaar Melina I. und Lukas I. mit seiner Kindergarde und auch Prinz Peter II. ließ sich nicht lumpen und brachte seinen Hofstaat mit und ließ die Garde tanzen. An das Prozedere der Ordensvergabe mussten sich die Moderatoren jedoch noch gewöhnen. Aber genau das machte die Veranstaltung aus.
Anstatt des traditionellen Elferrats gab es einen Zweierrat bestehend aus den pinken Glückshäschen Karla und Chantal. Und während sich Dieter und Thomas bei Bier und ‘nem Appellkorn die Kante gaben, begleitete die b.a.r.-Karnevals-Bigband, bestehend aus fünf Herren mit blauen Perücken und bunten Hosenträgern, gekonnt und routiniert die Gesangseinlagen des Ensembles. Tony Marschall besang die „Schöne Maid“ und Angela Merkel hielt eine Ansprache ans Oberhausener Volk, bevor sie Christina Aguileras „I am beautiful“ zum Besten gab.
Karneval funktioniert auch ohne Protokoll
Auch Lilo Wanders kam singend auf die Bühne, Karnevalhits durfte man von ihr jedoch nicht erwarten, schließlich ist sie gebürtige Niedersächsin. Dafür moderierte sie den vermeintlichen Pornostar „Sachsenpaule“ an, der nach einem nicht gerade grazilen Striptease die Zuschauer zum Schunkeln brachte, als er zu seiner sächsischen Version des Dauerbrenners „Viva Colonia“ anstimmte. Die „Drei Dötze“ zählten auf Altbewährtes und sangen ein Karnevals-Medley.
Zwar mussten die Zuschauer im nicht ganz ausverkauften Theater zum gelegentlichen Aufstehen aufgefordert werden („Bitte erheben Sie sich. Wir sind hier schließlich beim Karneval“), aber Schunkeln, Klatschen und Mitsingen gelang dem ein oder anderen auch im Sitzen. Das Theaters ist nun mal nicht für den karnevalistischen Tanzen konzipiert. Dennoch war der Abend ein großer Erfolg und zeigte, dass Karneval auch ganz ohne Protokoll und traditionelle Büttenreden auskommt und dafür mit viel Wortwitz und Selbstironie punkten kann.