Oberhausen. Daniela Constantin aus Rumänien verkauft die Obdachlosen-Zeitung „fiftyfifty“ an der Marktstraße in Oberhausen. Dies ist für die Mutter von drei Kindern die einzige Möglichkeit, in Deutschland Geld zu verdienen.

Daniela Constantin (29) ist immer dort. Tag für Tag. Stunde um Stunde. Auch im Winter. Dann ist sie dick eingemummelt in ihre warme, wattierte, orange-farbene Jacke. Die Rumänin steht an der Marktstraße - vor sich wie ein Schutzschild - die Obdachlosen-Zeitung fiftyfifty. Deren Verkauf ist für Daniela Constantin, Mutter von drei Kindern, die einzige Möglichkeit, in Deutschland Geld zu verdienen.

Seriöse Zeitung, die von mehreren Sozialverbänden in Düsseldorf herausgegeben wird

Dem Oberhausener Karl-Heinz Bendorf ist das Schicksal der in Deutschland lebenden Rumänen ein besonderes Anliegen. Und damit natürlich auch das der Familie Constantin. Deshalb macht er noch einmal deutlich, dass die 29-jährige Mutter vollkommen legal in der City die fiftyfifty verkauft. Sie gehört nicht zu den Menschen, die Obdachlosenzeitungen nutzten, um zu betteln. Und mit fiftyfifty vertreibt sie eine seriöse Zeitung, die von mehreren Sozialverbänden in Düsseldorf herausgegeben wird. Sie hat rein gar nichts mit unlauteren Magazinen wie dem „Straßenträumer“ zu tun, vor dem erst kürzlich die fiftyfifty Redaktion selbst warnte: Dieses Projekt sei auf Abzocke angelegt und helfe den Betroffenen nicht.

Bendorf hofft, dass möglichst viele Oberhausener von Daniela Constantin die Zeitung kaufen. Für 1,80 Euro. Bendorf: „Die Verkäufer müssen jedes Exemplar mit 90 Cent vorfinanzieren.“ Der Oberhausener erzählt, wie es die rumänische Familie überhaupt nach Deutschland verschlug. Und er nennt gleich vorweg die Hauptmotivation: „Sie wollten, dass es ihren Kindern einmal besser geht.“ Denn das Leben in Rumänien sei hart.

„Es ist die Not der Dritten Welt vor unserer Haustür.“

Über das Land sagte Hubert Ostendorf, Chefredakteur der fiftyfifty: „Es ist die Not der Dritten Welt vor unserer Haustür.“ Es gebe kaum Arbeit. 90 Prozent der Männer auf dem Land hätten keine Ausbildung. Die Familien lebten in kleinen Häusern ohne fließendes Wasser. Zustände, wie sie auch Constantins nur bestätigen können, erzählt Bendorf.

„Daniela arbeitete in Rumänien in einer Zigarettenfabrik, die geschlossen wurde“, sagt Bendorf. So wurde die Frau arbeitslos. Ihr Mann, ein Bauhilfsarbeiter, verlor ebenfalls seinen Job. „Die Familie musste von 50 Euro Arbeitslosengeld und zehn Euro Kindergeld leben“, so Bendorf. Sie wohnten in einem kleinen Häuschen der Großmutter ohne fließendes Wasser, ohne WC.

Nur freiberufliche Tätigkeiten erlaubt

Was der Oberhausener kritisiert, sind auch gesetzliche Bestimmungen, die die Menschen daran hindern, in Deutschland arbeiten zu dürfen: „Rumänien wurde 2007 in die EU aufgenommen, Rumänen dürfen einreisen, aber erst in ein paar Jahren hier arbeiten, wenn die freie Wahl des Arbeitsplatzes gilt.“ Nur freiberufliche Tätigkeiten seien den Rumänen erlaubt, die hier auch keine Sozialleistungen erhalten. So eine freiberufliche Tätigkeit ist der Verkauf der fiftyfifty. Ansonsten leben Constantins von 558 Euro Kindergeld im Monat und der Hoffnung, dass es den Kindern einmal besser geht.