Oberhausen.

„Schau’n wir mal“, sagt Energieberaterin Martina Zbick und legt den Zollstock ans gedämmte Heizungsrohr. Wer Energie sparen will, muss ganz unten anfangen: im Keller. Einen prüfenden Blick später fällt das Urteil: „Relativ gut“ sieht die Wärmedämmung in Joachim Robbers Untergeschoss aus.

Doch da gäbe es Optimierungspotenzial, rät die Beraterin der Verbraucherzentrale: Genauso dick wie das Rohr sollte auch die „Verpackung“ sein, sonst ist es zwar im Keller behaglich, aber umso weniger Wärme kommt oben an – und wer lebt schon gerne unterirdisch?

Im Dezember hatte Robbers eine Energieberatung der Verbraucherzentrale gewonnen. Den ersten Schritt – das Haus von außen mit verschiedenen Thermografie-Aufnahmen zu durchleuchten – hat der Eigentümer und Schulleiter bereits getan (wir berichteten). Nun geht es um die Ergebnisse und deren Konsequenzen.

Altes Haus, guter Energiekennwert

Energieberaterin Zbick verschafft sich zunächst einen Überblick über den Verbrauch des 275 Quadratmeter großen Hauses. Die erste Nachricht ist aber eine gute: Obwohl das Gebäude in den 50er Jahren wieder aufgebaut wurde, ist sein Energiekennwert – das Verhältnis von Verbrauch zur Wohnfläche – von 74,5 ungewöhnlich niedrig. „Ein relativ guter Mittelwert: Sie sind sparsam“, erkennt Zbick daran, eine zwei für den Schuldirektor.

Hingegen gibt es für die Bausubstanz erwartungsgemäß keine Einsen: Selbst die einen halben Meter dicken Wände mit Verklinkerung bieten kaum mehr Isolierung als zwei Zentimeter dickes Dämmmaterial, rechnet die Energieberaterin. Das hätte auch der Hausbesitzer so nicht gedacht. Auch die Isolierverglasung – typisch für die 80er Jahre – kann mit aktuellen Fensterstandards nicht mithalten. Für den Durchblick: Die heutigen Schutzverglasungen lassen weniger als ein Drittel an Wärme durch. Der so genannte „U-Wert“ gibt darüber Auskunft. Üblich sind Werte von 1,3 bis 0,9. Aber man sollte sich von einem Fensterbauer schon den Wärmedurchgang für das Gesamtfenster zeigen lassen, rät Zbick, also einschließlich Rahmen und Übergänge zum Mauerwerk.

Rolladenkästen als Wärmelöcher

Ein wenig tut Joachim Robbers die Botschaft schon weh – „die Fenster sind ja noch gut. Ist ein Ausbau denn keine Verschwendung von Ressourcen?“ Die Infrarotaufnahmen vom Dezember hingegen decken ungnädig weitere Wärmelöcher auf: Besonders Rollladenkästen leuchten fast weiß – „die kann man aber mit flexiblen Einsätzen gut und günstig isolieren“, beruhigt Zbick. Ähnlich müsste man auch in der Heizungsnische im Wohnzimmer vorgehen. Denn hinter den Rohren ist die Außenwand eben dünner und der Wärmeverlust entsprechend höher.

Vom Keller bis zum Dach und zum Anbau gehen Zbick und Robbers alle Schwachpunkte genau durch – anderthalb Stunden Beratungszeit sind schneller vorbei als der Restschnee von der Dachpfanne tropft. Apropos: Der weiße Winter hat Eigentümern quasi eine kostenlose Thermografie geschenkt, so der Tipp von der Energieberaterin. Denn schmilzt das Schneeflöckchen auf Nachbars Dach schneller, ist das eigene vermutlich besser isoliert.

Einzelmaßnahmen sind nicht immer sinnvoll

Ein Fazit nach der Beratung? Die Kellerrohre und -decke dämmen, rät Zbick, das gibt auch mehr Behaglichkeit am Fuß. Ferner: Rollladenkästen isolieren, und auch Robbers Anbau „schreit danach, das Mauerwerk zu dämmen und die Fenster zu erneuern“. Ohnehin sind Einzelmaßnahmen nicht immer sinnvoll: Wer etwa gute Fenster in eine schlecht isolierte Außenwand einsetzt, riskiert Feuchtigkeit.

„Die Beratung hat sich gelohnt – sehr kompetent“, lautet Joachim Robbers Fazit. Ihm gefiel die gute Atmosphäre und auch von den Ergebnissen ist er überrascht: „Ich muss tätig werden.“ Schon der Umwelt zuliebe: „Ich will kein Energieverschwender sein.“ Der Anbau ist fällig, auch wenn’s weh tut – schließlich hat er die Außenwände von erst 15 Jahren selbst verputzt. Allerdings: Um den Klinker an der Front des Hauses wäre es zu schade, wenn nun eine dicke Dämmmasse darüber gelegt würde . . .