Marl. .

80 000 Euro hat Michael Sewcz (48) mit Hilfe eines Kredits in die energetische Sanierung seines Eigenheims investiert. Rund 800 Euro mehr sollen so jährlich in die eigene Haushaltskasse und nicht an den Gasanbieter fließen.

Mit seiner Frau und vier Kindern lebt der Chemiefacharbeiter in einem Reihenhaus, Baujahr 1960. Die Familie fühlt sich in Sickingmühle wohl. Doch beim Öffnen der Gasrechnung wurde ihnen stets kalt ums Herz. „Die 46 KW-Heizung war viel zu groß und hatte einen miserablen Wirkungsgrad“, sagt Vater Sewcz. Darüber hinaus schien das Haus undicht zu sein, die Wärme entwich, wo sie nur konnte. Nachbar Reint Jan Vos, der bei der Marler Verbraucherzentrale arbeitet, riet zu einer energetischen Sanierung, um den Wert des Hauses zu steigern und Energie zu sparen.

Bevor die ersten Angebote der Handwerker eintrudelten, mussten die Schwachstellen des Gebäudes ausgemacht werden. Mit Thermographie-Bildern, die mit einer speziellen Kamera aufgenommen werden und anhand verschiedener Farben die Wärme-Strahlung des Gebäudes abbilden, konnte Energieberater Michael Paschko von der Verbraucherzentrale NRW schnell erkennen, wo Handlungsbedarf herrschte.

„Was gemacht werden muss, richtet sich aber immer nach der persönlichen und finanziellen Lebenssituation und der Bausubstanz“, sagt Paschko. Letztere sei bei den meisten Häusern energetisch gesehen in einem eher „antiquierten“ Zustand, weiß Bauingenieur John Trenaman, der in Zusammenarbeit mit der Marler Verbraucherzentrale in den Wintermonaten in Marl, Herne und Gladbeck Thermographieaufnahmen anbietet: „70 Prozent der bundesweiten Bausubstanz ist auf dem Stand von 1978.“ Zwar kann durch eine Sanierung nicht das Niveau eines neuwertigen Baus erreicht werden, doch auch kleine Maßnahmen helfen.

„20 Prozent der verschwendeten Energie kann durch bewussteres Verhalten eingespart werden“, weiß Trenaman. Dazu gehöre etwa, dass die Heizungen nicht aufgedreht sind, während gelüftet wird. Rät der Energieberater, der die Sanierungen aufeinander abzustimmen weiß, zur Investition, können auch kostengünstige Umbauten helfen. Fehlt das nötige Kleingeld, bietet die KfW-Bank verschiedene Kredit-Modelle an.

Ein Angebot, bei dem auch Familie Sewcz zugegriffen hat. Ihren Eigenanteil stockten sie mit einem Kredit um 75 000 Euro (Zinssatz von 2,19 Prozent) auf und investierten in die eigenen vier Wände.

Im Keller feuert jetzt eine neue Heizung, das Dach ist komplett neu und neben neuen Fenstern hat die Fassade um 14 Zentimeter zugelegt. Allein die Dämmung der Außenwände bringt bis zu drei Grad Celsius mehr in dem 140 Quadratmeter-Haus.

„Ein Grad mehr spart bis zu sechs Prozent Energie ein“, erklärt Trenaman. Michael Sewcz bestätigt das und lächelt stolz. Er merke jetzt schon, kurz nach Abschluss der Bauarbeiten, dass er spare.