Oberhausen. Die „Allianz Kindergesundheit“ startet mit der Gesamtschule Osterfeld ein Pilotprojekt, um Jugendliche zur Teilnahme an der Vorsorgeuntersuchung J1 zu animieren. Krankheiten werden besprochen, Hör- und Sehtests gemacht, Bewegungsmangel thematisiert.
Die „Allianz Kindergesundheit“ startet mit der Gesamtschule Osterfeld ein Pilotprojekt, um Jugendliche zur Teilnahme an der Vorsorgeuntersuchung J1 zu animieren. Krankheiten werden besprochen, Hör- und Sehtests gemacht, Bewegungsmangel thematisiert.
Patrick war schon da. Ibrahim will bald gehen. Und Sena überlegt noch, wo sie ihre Grenze setzt. Ein erster Erfolg für Guido Goj. Der Kinder- und Jugendarzt hat mit den Schülern der Klasse 7c an der Gesamtschule Osterfeld (GSO) über die Jugendvorsorgeuntersuchung J1 gesprochen. Nur rund 20 Prozent der Jugendlichen im Alter von zwölf und 15 Jahren in unserer Stadt nehmen dieses Angebot wahr, obwohl es für diese Altersgruppe kostenlos ist. Mit einem dreijährigen Pilotprojekt in Kooperation mit der GSO will die „Allianz Kindergesundheit“ diesen Anteil auf 50 Prozent erhöhen.
Denn nur wenn Erkrankungen frühzeitig erkannt werden, können langfristige Schäden verhindert werden, sagt Allianz-Vorsitzender Hans-Werner Stratmann. „Eltern wissen das meist, ihr Wort hat bei den jungen Leuten aber wenig Gewicht.“ Deshalb will die Allianz direkt an die Jugend herantreten.
Update für den Körper
Um herauszufinden, wie das am besten geht, hat sie für den Anfang eine Schule mit möglichst vielen Schülern in der Jahrgangsstufe sieben gesucht. 220 sind es an der GSO, die bereits 2003 das Thema Gesundheitsförderung ins Schulprogramm aufgenommen hat. Goj und Kollegin Dr. Christa Langen besuchen die Klassen nun jeweils eine Unterrichtsstunde lang: Gerade spricht Goj in der 7c über die Wirbelsäule und darüber, wie er Verkrümmungen an ihr feststellt. Dazu haben die 21 Schüler ihre Hände an die oberen Beckenknochen gelegt. „Sind eure Hände nun ungleich hoch, ist ein Bein länger als das andere.“ Die Folge im täglichen Bewegen: Der Rücken verkrümmt, um das Ungleichgewicht auszutarieren. „Bleibt der dann so?“, will Sena (12) wissen. Nein, so Goj, Einlagen schaffen Abhilfe.
Bei der Vorsorgeuntersuchung J1 werden Jugendliche auf Herz und Nieren geprüft. Familiäre und chronische Krankheiten werden besprochen, ein Hör- und Sehtest gemacht, Drogen und Bewegungsmangel thematisiert. Auch Impfungen werden aufgefrischt. „Ihr müsst euch das wie ein Update vorstellen“, so Goj zu den Schülern. „Das Virenprogramm eures Computers aktualisiert ihr ja auch.“ Schwieriges Thema: Auch die Geschlechtsorgane der jungen Erwachsenen sollten untersucht werden. „Ihr setzt die Grenzen, wenn ihr etwas nicht wollt, wird das respektiert.“
300 Euro Belohnung
Bis Oktober sollen die Schüler zur Vorsorge ihren Arzt aufgesucht haben. Hat das mindestens die Hälfte von ihnen gemacht, spendet die „Allianz Kindergesundheit“ der Stufe 300 Euro. Zwei weitere Jahrgänge sollen so für J1 begeistert werden. Hat das Konzept Erfolg, wird 2013 entschieden, ob es in ähnlicher Form an den übrigen weiterführenden Schulen möglich ist.
Elternbrief, Erinnerungsschreiben und Plastikröhren in den Klassen sollen bis dahin zur Vorsorge mahnen: Nach erfolgter Untersuchung lässt jeder Schüler einen Ball in die Röhren fallen, an der Anzahl der Bälle wird der Projekterfolg gemessen. Patricks Ball wird der erste sein: Er hat die Untersuchung hinter sich. Unangenehm sei’s nicht gewesen, ganz ausziehen musste er sich auch nicht, so der 14-Jährige. „Man muss nur alles zeigen.“ Seinen Freunden hat er erst jetzt davon erzählt. „Vorher war mir das peinlich.“