Oberhausen.

Im Januar melden sich rund 40 Prozent mehr neue Mitglieder in Fitness-Clubs an als in anderen Monaten. Doch viele verlieren ihre Motivation kurz darauf. Wir waren am Neujahrsmorgen in einem Club in Oberhausen und trafen Sportler mit viel Ausdauer.

Ein Morgen zum Ausschlafen: Brauner Schnee vermatscht sich auf den Straßen mit roten Fetzen aufgeweichter Silvesterböller, kaum ein Mensch traut sich in den useligen Nieselregen. Hinter einer Glastür schaut Daniel Kühl auf den verkaterten Neujahrsmorgen. Ob heute überhaupt jemand kommt? Um zehn Uhr zieht der Studioleiter von CC-Sports trotzdem seinen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnet die Tür seines Fitnessklubs. Um fünf nach zehn steigt der erste Gast aufs Laufband: Jochen Görler gehört zu den Hartgesottenen.

Der erste Gast

Seit acht oder neun Jahren, so genau weiß er das nicht mehr, trainiert Görler in dem Studio im Eisenhammer, früher viermal die Woche, jetzt nur noch am Wochenende, weil der 48-jährige Marathonläufer werktags in Baden-Württemberg arbeitet. „Dort bin ich aber ebenfalls in einem Fitnessklub“, sagt er und steht dabei nicht still. Verschlafen? Verkatert? Keine Spur: Silvester habe er ruhig angehen lassen. „Meine Tochter ist zwölf, da feiert man gemütlich im Kreis der Familie.“

Nach anderthalb Stunden auf dem Laufband macht er 30 Minuten lang Übungen an einigen der rund 160 Fitnessgeräte des Studios, zieht an schwarz gummierten Hebeln und drückt sie von sich weg, ohne die so bewegten Gewichte aufeinanderprallen zu lassen. Nicht dass das jemanden stören würde: Noch ist Görler der einzige Neujahrsgast bei CC-Sports.

Anmeldezahlen steigen

Nicht mehr lange: Mit den guten Vorsätzen steigen im Januar in der Regel auch die Anmeldezahlen. Das Weihnachtessen auf den Rippen und die durchzechte Neujahrsnacht in den Knochen entscheiden sich rund 40 Prozent mehr Sportwillige für eine Mitgliedschaft als in den meisten anderen Monaten. Nur wenige halten bis Ostern durch: „Die meisten überanstrengen ihren Körper in den ersten Wochen und bleiben dann erst einmal zu Hause“, sagt Studioleiter Kühl. Seit 18 Jahren arbeitet er in der Fitnessbranche. Trainingserfolge, sagt er, seien nur langfristig zu erreichen. Sprich: „Zwei- bis dreimal in der Woche sollte man trainieren, ohne sich dabei selbst fertig zu machen. Ein leichter Muskelkater ist nicht schlecht, wer sich am Tag danach kaum noch bewegen kann, hat etwas falsch gemacht.“

Eigeninitiative ist wichtig

Wichtig sei auch, ob im Studio unter Anleitung oder in Eigeninitiative, dass man seine Trainingseinheiten abwechslungsreich gestalte: Wer stets die gleiche Strecke walkt oder joggt, dem wird schnell langweilig. „Wir passen die Trainingspläne unserer Mitglieder im Sechs-Wochen-Rhythmus an“, sagt Kühl.

Mit Freunden verabreden

Bis 14 Uhr wird sein Sportclub am Neujahrstag geöffnet bleiben, vier Mitarbeiter hat der 34-Jährige um sich. Eine von ihnen ist Petra Höltermann (32). Die Physiotherapeutin ergänzt: „Wer sich mit anderen zum Sport verabredet, wird zusätzlich angespornt. Wer alleine trainiert, der muss sich nur vor sich selbst verantworten. Droht die eigene Faulheit publik zu werden, werden wir schnell aktiver.“ Gegen positiven Gruppendruck habe der innere Schweinehund keine Chance. Katja Antonucci ist zwar mit ihrem Freund gekommen, gerade sitzt sie aber allein auf einem Liegefahrrad.

Die Pedale liegen bei diesem Gerät nicht unter, sondern vor ihr, festhalten muss sich die 33-Jährige also nicht. Katja Antonucci hält deshalb ein Buch in den Händen, was dem Neujahrstag entsprechend entspannt wirken würde – wäre das Buch nicht auf Spanisch: „Dann mach ich nicht nur etwas für meinen Körper, sondern auch für meinen Geist.“ 2011 auf dem Ergometer zu beginnen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Locker strampelt sie sieben Kilometer, ohne außer Atem zu kommen. „Genau richtig“, urteilt die Physiotherapeutin Höltermann. „Wer beim Herz-Kreislauf-Training keucht, sollte einen Gang herunterschalten.“