Oberhausen. .

Der Maschendrahtzaun war schon häufiger Schauplatz nachbarschaftlicher Streitereien. Mancher Zwist wurde von Stefan Raab zum Hitparaden-Klanggut verarbeitet. Beim Gastspiel der Ultimate Fighting Championship (UFC) in der König-Pilsener-Arena ist alles anders. Worte zählen nicht.

Die Fäuste fliegen und alle übrigen Körperteile, die zur Bearbeitung des Gegenübers nützlich sein könnten, gleich hinterher. Mixed Martial Arts nennt sich der Kampfsport, der als härtester der Welt gilt und in Deutschland deshalb umstritten ist.

Gerade hat der Amerikaner Duane Ludwig, den im Ring mit dem Beinamen „Bang“ ziert, den Engländer Slick Nick Osipczak nicht in die Ringseile, sondern in Zaunmaschen eines Käfigs gedrückt. Mit der krachenden Geraden schickt er seinen Gegner auf die Matte. Im Boden entwickelt sich ein Knäul. Das Publikum honoriert es mit Applaus. Im Gewirr aus Schlägen, Haltetechniken und Klammern könnte man kaum etwas erkennen, würden nicht zwei Kameras über die Käfiggitter lünkern und jedes Detail auf eine der sechs Leinwände übertragen. Und zu sehen gibt es reichlich: Muskelberge, die ihren Körper als Großleinwand nutzen, sich Tiger und Teufel auf die Brust tätowiert haben. Anschauungsunterricht in Sachen Körpergestaltung demonstrieren.

Ultimate Fighting

1/43

Dauert das Wälzen und Halten aber zu lange, wird es auf den Rängen unruhig. Inaktivität auf der Kampffläche wird verbal bestraft: „Buhhhh!“ Ansonsten ist es gar nicht so einfach, das Publikum akustisch zu verstehen. Aus den Boxen knallen regelmäßig rockige Songs wie ein Dauerfeuer. Leicht bekleidete Mädels huschen als Nummerngirls um den Käfig. Lächeln, Winken, weiter geht’s! TV-Kameras sind überall. Kurze Interviews wechseln sich mit Bildern von jubelnden Fans ab. Zwischen den Kämpfen kann es auch mal etwas länger dauern. TV-Ausschnitte von längst vergangenen Duellen füllen die Lücken. Guns N’ Roses dröhnt: „Welcome to the Jungle!“

Jede Sekunde der Show ist verplant, sollte dennoch mal Luft sein, blättern Fans im offiziellen Programmheft, in dem auch der „Gun Store“ aus Las Vegas eine Anzeige geschaltet hat und für ein heiteres Abfeuern eines Uzi-Maschinengewehrs Reklame macht.

Im Ring ist derweilen bei all den vielen US-Amerikanern, doch etwas von lokaler Nähe zu spüren. Der Pole Krzystof Soszynski („The polish experiment") kündigt in deutscher Sprache einen Knock-Out an. Vor dem Kampf gegen Goran Reljic wird fair abgeklatscht, dann ist Schluss mit lustig. „Hau den Kerl endlich auf den Boden“, schallt es aus dem Zuschauerbereich. Der Kampf endet am Maschendrahtzaun.