Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Fischer. Dieser Binsenweisheit hauchte das Oberhausener Wirtschaftsforum am Mittwoch im Fraunhofer-Institut gleich mehrere neue Leben ein.

„Wir müssen wieder mehr Unternehmer sein, Macher, Leute, die etwas anpacken“, sagte Matthias Dornbracht. Der Armaturenhersteller aus Iserlohn diente Gastgeber Frank Lichtenheld (Wirtschaftsförderung) als Kronzeuge für den Aufbruch. Nach einem Brand 2009 stand das Unternehmen vor dem Nichts. In einem kabarettreifen Vortrag schilderte Dornbracht, wie das Unglück zum Glücksfall für Neues wurde – flachere Hierarchien, flexiblere Mitarbeiter, mehr Teamgeist.

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„Plötzlich saßen alle in einem Raum, mussten anpacken“, so Dornbracht, Diskussionen über Bürogrößen, Eifersüchteleien über Bürostühle mit und ohne Armlehnen und Abteilungsleiter-Gehabe seien mitverbrannt. Seine Botschaft: Festgefahrene Strukturen und jedem Wandel im Weg stehende Mitarbeiter sind Wettbewerbsnachteile.

Die Chancen, die das Internet und soziale Netzwerke bieten, waren ein zweites Thema. Thomas Friedmann vom örtlichen Computer-Spiele-Entwickler Funatics und Mirko Novakovic vom Softwarehaus Codecentric AG (Düsseldorf) überraschten die rund 100 Gäste mit innovativen Ideen.

„Wir verschenken unsere Spiele“, so Friedmann, „das ist extrem erfolgreich.“ Mit Spielen könnten Internetpräsenzen aufgewertet werden, um Menschen auf die Seiten zu locken (Stichwort: Moorhuhn). Wie wichtig das sein kann, erläuterte Novakovic: „50 Prozent unserer Aufträge generieren wir über das Netz.“

Die Düsseldorfer entwickeln nach eigenen Angaben nicht nur Software im Rekordtempo, sondern überraschen auch mit dem Arbeitszeitmodell „4-plus-1-Woche“. „Freitags haben unsere Mitarbeiter frei, um sich fortzubilden“, sagte Novakovic. Das sei ein Wettbewerbsvorteil, der sich im Spitzen-Knowhow der Firma auszahle (Knowledge-Leadership). 25 Mitarbeiter führten zudem im Internet als Blogger Fachdiskussionen, andere seien virtuell in sozialen Netzwerken aktiv. Erstmals seien auf diesen Kanälen pro Monat 25 000 Leser erreicht worden, das schaffe kein Computermagazin.

Burkhard Koch (Tourismusagentur Oberhausen, TMO) bestätigte die Bedeutung des Internets. „80 Prozent unserer Touristen haben ihre Informationen aus dem Netz.“ Netzwerke wie Facebook ermöglichten zudem, Rückschlüsse zu ziehen und das Angebot auf die Besucher zuzuschneiden.

„Innovationsdruck durch die Kundschaft“ lautete entsprechend ein weiteres Thema, das Hans-Georg Wilk (Lenord & Bauer) und Jürgen Valentin (Nano Focus AG) aus heimischer Sicht beleuchteten. „Unser Motto lautet seit Jahren: weg vom Katalog“, so Wilk, „wir verstehen uns als Lösungsanbieter.“ Das führe dazu, dass das Unternehmen Automatisierungssysteme in Stückzahlen von 20 000 ebenso produziere wie nur vier Modelle. König ist der Kunde.

Als Experte für Nischen hat sich die Nano Focus AG einen Namen gemacht. Ihre hochauflösenden Präzisionsmessgeräte sind individuell auf Kunden wie Thyssen-Krupp, BMW oder Wilkinson zugeschnitten. Und für eine Firma, die wissen will, wie die Oberfläche ihrer Nudeln aussehen muss, damit möglichst viel Sauce haften bleibt. Das könnte auch dem Fischer schmecken.