Man trifft zusammen, redet kurz, fällt ein Urteil, zieht weiter: Was im Privaten schon länger als „Speed Dating“ bekannt ist, hat jetzt auch Einzug in die Arbeitswelt gehalten. Am Donnerstag lud die Arge Soda zum ersten „Job-Speed-Dating“ in Oberhausen, zu Bewerbungsgesprächen im Zehnminutentakt.

200 ALG-II-Bezieher und 17 Arbeitgeber hatte die Arge gestern im Ebertbad zusammengebracht. Von der ersten Resonanz zeigt sich Pressesprecher Josef Vogt angetan: „Die ersten Rückmeldungen der Arbeitgeber sind durchweg positiv. Und die Bewerber treten recht sicher auf.“ Die wurden auf diese spezielle Art des Vorstellungsgespräches gut vorbereitet – mit Bewerbungstrainings und Hilfen bei der Mappe.

„Wenn wir nur eine einzige Person aus dem ALG-II-Bezug heraus vermitteln, dann hat sich der Aufwand hier gelohnt“, hat Arge-Geschäftsführerin Annette Gleibs ausgerechnet. Dieses Soll war schnell erreicht: Eine 25-Jährige, die nicht namentlich genannt werden möchte, wird heute schon einen Arbeitsvertrag bei einem Autohändler unterschreiben. „Der Mann war ganz beeindruckt davon, dass ich schon im Beschwerdemanagement gearbeitet habe. Und mir war er auch sympathisch. Ich habe mich bei dem Gespräch sehr wohl gefühlt.“ Wenn alles läuft wie geplant, kann die ausgebildete Sozialhelferin nach einem Jahr Arbeitslosigkeit am Dienstag ihre neue Stelle antreten.

Auch interessant

An anderen Bistrotischen im leergeräumten Ebertbad lief es nicht so erfolgreich. Bei Anna Kazior, Ausbildungsleiterin der Bar Tijuana in Oberhausen, war man sich immer schnell einig, dass es nicht zum Arbeitsverhältnis reicht. „Auch von den Bewerbern aus. Man weiß sofort ,Ja’ oder ,Nein’. Aber das spiegelt die Situation der letzten Monate wieder. Es ist im Moment schwierig, engagierte und motivierte Service-, Theken- und Küchenkräfte zu finden.“

Zwei Bewerberinnen, die draußen auf ihren Einsatz warteten, fanden die Idee gut, sparten aber auch nicht an Kritik. „Ich habe erst ein Date nach 12 bekommen, und dafür sitze ich hier vier Stunden,“ sagt die eine, die eine Stelle als Malerin sucht. An sich sei das Angebot nicht schlecht, „aber es sind zu wenige Stellen auf zu viele Bewerber.“ Auch hätte man sich im Vorfeld gar nicht über die Firmen informieren können, da die Namen der Unternehmen nicht bekannt waren. Die andere, Verkäuferin, moniert, dass zwei Arbeitgeber abgesagt haben: „Da kann man doch zumindest eine Vertretung schicken.“ Trotzdem findet sie es gut, „dass das Arbeitsamt sich so gut kümmert. Es ist ja was anderes, ob ich dem Arbeitgeber direkt ins Gesicht sehen kann. Da merkt man schnell, ob man sich grün ist.“

Taxiunternehmer Holger Dubberke hat bei der Messe gleich drei interessante Kandidaten gefunden. Allerdings hat keiner von ihnen die Grundvoraussetzung, nämlich einen „Personenbeförderungsschein“. Die Arge habe aber schon angedeutet, dass die Leute qualifiziert werden könnten. Eine „Marktlücke“ für das Jobcenter sei die Taxibranche nun nicht, meint er, weil sich Bewerber und Angebote die Waage halten. Zum Speed Dating ist er trotzdem gerne gekommen. „Taxifahrer gibt es an jeder Ecke. Aber einen, der mein Unternehmen gut präsentiert, nicht.“