Ein Schulhalbjahr ist vergangen, seit das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, in enger Kooperation mit dem Sophie-Scholl-Gymnasium, die Unterrichtseinheiten auf sogenannte Langstunden umgestellt hat. Dies bedeutet, dass die gewohnten 45-Minuten-Stunden den neuen 67,5-Minuten-Stunden weichen mussten. Die Neuerung sollte keine fixe Idee sein, sondern handfeste Verbesserungen für die Schüler bringen. Nachdem nun Lehrer und Schüler die Theorie in die Praxis umgesetzt haben, ist es Zeit für eine erste Bilanz.

Klaus Nieswand, Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, sieht bereits die positiven Entwicklungen. „Unsere Erwartungen haben sich zu 90 Prozent erfüllt“, weiß Nieswand selbstbewusst zu vermelden. Durch das Plus an Zeit, könnten neue Unterrichtsverfahren eingebaut werden, die z.B. das selbstständige Arbeiten der Kinder förderten. Zudem gebe es, vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern genügend Spielraum für Experimente und Versuche. Allein die Kunst- und Sportlehrer „murren“ laut Nieswand ein wenig, da ihnen nun Zeit fehlt. Die Fächer wurden im Normalfall nämlich in Doppelstunden unterrichtet.

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Von DerWesten

Auch auf Seiten der Schüler soll die Entlastung merklich ankommen. Hatte der ein oder andere an einem Tag im Extremfall sieben verschiedene Fächer zu bestreiten, sind es jetzt noch maximal vier. Das nimmt natürlich konkrete Last von den Schultern, da viel weniger Material mit zur Schule genommen werden muss. Ebenfalls reduziert sich somit das Pensum der Hausaufgaben, die für einen Tag anzufertigen sind. „Ich finde das gut. Wir lernen viel mehr und müssen weniger Sachen mitnehmen“, bestätigt Fünftklässlerin Sharley Hüttermann die Einschätzung ihrer Lehrer. Ähnlich sieht das auch Klassenkameradin Laura Ganczorz, aber: „Lange Stunden sind gut wenn der Unterricht Spaß macht. Nur wenn es langweilig ist, dann zählt man die Sekunden.“

Der Grundtenor ist demnach positiv, vor allem bei den jüngeren Schülern der Unterstufe. In der Oberstufe gibt es auch kritischere Stimmen. „Es ist wirklich eine große Umgewöhnung. Nach 45 Minuten guckt man auf die Uhr. In den Doppellangstunden der Leistungskurse lässt die Konzentration stark nach“, erklärt Abiturient Nico Schürmann. Mit den Doppellangstunden ist der Schulleiter selbst unzufrieden, verspricht aber Besserung sobald zum nächsten Schuljahr die Mensa und die Mittagsbetreuung eingerichtet sind. Zudem werden bald – in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen – Schüler, Lehrer und Eltern befragt, damit auf zukünftige Probleme reagiert werden kann.