Oberhausen. Bleche mit süßem Gebäck, Töpfe, Salate: An einer langen Tafel mitten in der City ging es in Oberhausen um deutlich mehr als nur Kulinarisches.
Kaffee fließt aus der Pump-Kanne. Auf einem Blech reiht sich süßes Gebäck aneinander. In Töpfen rühren große Löffel in Salaten. Diesen Samstagmittag lassen sie es sich an der Marktstraße durch den Magen gehen. „Lange Tafel“ lautet das Motto auf der Höhe zum Eduard-Berg-Platz (neben dem Restaurant „Extrablatt“) - und der Name ist tatsächlich Programm. Sogar der „Kibbeling“ wird mit Wonne vom Fischstand am Altmarkt mitgebracht und an Holztischen mit Blümchen-Deko verzehrt.
Nein, hier verjagen keine Kellner die Selbstversorger. Der Mitbring-Gedanke gehört hier zum Konzept. Zum „Tag der Stadtbauförderung“, wie es doch recht sperrig heißt, hauchen die Macher an einem temporären Hotspot der Begegnung der Innenstadt Leben ein. „Hier sollen die Leute zusammenfinden - und sich wie in einem Wohnzimmer fühlen“, sagt Projektleiterin Simone Krause.
Innenstadt Oberhausen: Was fehlt den Bürgern? Öffentliche Toiletten großes Thema
Dafür sorgt ein breites Bündnis von Kreativen, Innenstadt-Akteuren und aufgelegten Programmen: Creative City, Fraunhofer Institut, Brückenschlag, Kitev, Supermarkt der Ideen. Kurz gesagt: Innerstädtische Strukturen sollen erneuert und für Aufbruch-Stimmung gesorgt werden. Das Rezept: Meinungen zu bereits ausgearbeiteten Ideen werden abgefragt und dazu neue Vorschläge gesammelt. „Die Menschen sollen beim gemeinsamen Essen an der langen Tafel ungezwungen ins Gespräch kommen“, sagt Krause.
Was bereitet Menschen nun Bauchschmerzen, die an den Ständen hängen bleiben und mit den Akteuren ins Gespräch kommen? Woran mangelt es in der Oberhausener Innenstadt? „Öffentliche Toiletten sind ein großes Thema“, hat Nina Bauer von der Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IFH KÖLN (Institut für Handelsforschung) festgestellt. „Auch Spielplätze und öffentliche Angebote für Kinder und Jugendliche werden nachgefragt.“
An Stellwänden kleben etliche Vorschläge: Smarte Mülleimer mit eingebauter Technik, die passgenaue Leerungen ermöglicht, bepflanzte Stadtplätze mit Beleuchtung und Sitzgelegenheiten, ein Brettspiel-Café und ein Haus der Jugend, mehr Trinkbrunnen und Auffüll-Stationen für Trinkflaschen. Nicht alles hört sich neu an. Aber kalt lässt die Bürger die Beteiligung an diesem Samstag nicht. Am späten Mittag werden sogar Fragebögen knapp, auf denen Spaziergänger ihre Wünsche notieren.
Innenstadt Oberhausen: Fitness-Workshop mit Sportmatten auf dem Eduard-Berg-Platz
Die Favoriten und neu gesammelten Ideen werden nun ausgewertet. Danach sortiert, ob sie kurz-, mittel- oder langfristig umsetzbar sind. Danach werden sie an Politik und Stadtverwaltung übergeben. Einige Bürger schauen sich die Aktionsstände aus der Nähe an, andere bleiben in der Entfernung stehen. Hört man rein in die Stimmung, klingen Zustimmung und Skepsis gleichermaßen durch: Von „Eigentlich eine richtig gute Sache!“ bis „Ob‘s was bringt?“ ist alles dabei.
Die Hemmschwelle zum Mitmachen liegt aber tatsächlich angenehm niedrig: Die Stände sind dicht genug gebaut, damit die lange Speisen-Tafel gut auffällt. Dies geschieht auch, weil in einem kleinen Pavillon etwas Live-Musik aufspielt. Sängerin Mary Touré mischt mit ihrer Band Neo-Soul, Reggae-Elemente und Hip-Hop zusammen. Normalerweise tritt sie in Konzertsälen auf. Auf der Marktstraße wechselt das Publikum im Vorbeilaufen dagegen ständig.
Wie gelebte Ideen für die Innenstadt aussehen können, sieht man direkt hinter Bühne, Info-Ständen und Speise-Tafel: Teilnehmerinnen eines Fitness-Workshops haben auf dem Eduard-Berg-Platz ihre Sportmatten ausgerollt und machen ihre sportlichen Übungen. Bewegung für die Innenstadt liegt manchmal recht nah.