Oberhausen. In Oberhausen ist das Risiko, an einer Herzkrankheit zu sterben, besonders hoch. Doch aufgepasst: Kassen zahlen bald diese Spezial-Untersuchung.

Erschreckender Rekord: In Oberhausen liegt die Wahrscheinlichkeit, an einer koronaren Herzkrankheit zu sterben, über dem NRW-Durchschnitt. Das zeigt der Basisgesundheitsbericht 2023 der Stadt. Doch es gibt eine gute Nachricht: Modernste Herzdiagnostik, nämlich die Herz-Computertomografie (CT), wird noch in diesem Jahr endlich zur Kassenleistung.

Mediziner bezeichnen dies als Meilenstein in der Vorsorge. Der Beschluss, die Koronare Computertomographie-Angiographie (CCTA) generell in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen, fiel schon am 18. Januar 2024 im Gemeinsamen Bundesausschuss. Die Umsetzung läuft auf Hochtouren. Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) RIO (Radiologie Institut Oberhausen) hat für stationäre und privatversicherte Patienten etliche Herz-CT-Untersuchungen durchgeführt und kennt die Vorteile.

Diese Herz-Vorsorge zahlen Krankenkassen frühestens ab Sommer 2024

Für den ambulanten Einsatz bei Kassenpatienten aber „müssen die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Krankenkassen jetzt noch die Vergütung festlegen“, erläutert Christopher Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Für Patientinnen und Patienten heißt das: Frühestens ab Juli 2024 dürften endlich alle gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen, zumindest, wenn der behandelnde Arzt den Verdacht auf eine chronische koronare Herzkrankheit hat - was bei entsprechender Familiengeschichte auch ohne eindeutige Symptome der Fall sein kann.

Radiologe Dr. Julian Kirchner besitzt die Q3-Zertifizierung für die Herz-CT und Herz-Magnetresonanztomografie-Bilddiagnostik.
Radiologe Dr. Julian Kirchner besitzt die Q3-Zertifizierung für die Herz-CT und Herz-Magnetresonanztomografie-Bilddiagnostik. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Inzwischen empfehlen die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie das Herz-CT entsprechend zur Erstdiagnostik bei Patienten mit einer geringen bis mittleren Krankheitswahrscheinlichkeit. Warum? „Weil die oft unter den Tisch gefallen sind und weil man gerade am Beginn einer Herzkrankheit viel machen kann“, weiß Dr. Joel Aissa. Der RIO-Radiologe besitzt die Q2-Zertifizierung für die Herz-CT und Herz-Magnetresonanztomografie-Bilddiagnostik, sein Kollege Dr. Julian Kirchner mit der Q3-Zertifizierung gar die höchste Qualifikation, die es auf diesem Gebiet gibt.

Erst im CT-Gerät entdeckten die Ärzte das Aneurysma am Herzen

Dabei entdeckten sie: Die einen hatten trotz eines eigentlich niedrigen Risikos unerwartet gefährliche Engstellen in den Gefäßen. Andere eine Anomalie, die ohne die Computertomografie so schnell nicht erkannt worden wäre: „Die gut 50-jährige Patientin ist schlank, hat keinen hohen Blutdruck, leidet aber unter einer merkwürdigen Atemnot bei Belastung.“

Die CT ergab: „Die Adern sind frei, das Risiko für eine koronare Herzkrankheit gering.“ Aber auch: „Dafür sahen wir ein Aneurysma, also eine Aufweitung der Wand eines Blutgefäßes, mit einem Gefäßanschluss in die Herzkammer.“ Ein Fall für die Kardiologie. „Denn im Krankenhaus kann das mithilfe eines Katheters minimalinvasiv verschlossen werden“, führt Aissa aus. Ein kleiner Eingriff mit großen Auswirkungen auf die künftige Lebensqualität.

Dr. Joel Aissa von der Radiologie RIO in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen ist ebenfalls Experte in der Herz-Bilddiagnostik.
Dr. Joel Aissa von der Radiologie RIO in der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen ist ebenfalls Experte in der Herz-Bilddiagnostik. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

787 Oberhausener sind noch im Jahr 2020 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen gestorben. Das entspricht mehr als einem Viertel aller Todesfälle. Die koronare Herzkrankheit (KHK), die Infarkte auslösen kann, blieb dabei die häufigste Herzerkrankung. Und auch ein Jahr später hatte sich nicht wirklich etwas gebessert: Das Risiko, in Oberhausen an einer koronaren Herzkrankheit zu sterben, lag 2021 sogar 21 Prozent über dem NRW-Schnitt. „Doch dank des Herz-CT können wir frühzeitig jede kleinste Ablagerung in den Gefäßen und jeden Engpass aufspüren“, betont Kirchner.

Die Hoffnung der Ärzte ist daher groß, dass durch die neue Herz-Vorsorgeuntersuchung die auch bundesweit hohe Sterberate künftig endlich gesenkt werden kann. Nach Angaben der Herzstiftung sterben jährlich über 121.000 Menschen an einer koronaren Herzkrankheit, 65.000 Menschen davon erleiden den plötzlichen Herztod.

Das Radiologie Institut Oberhausen (RIO) verfügt mittlerweile über vier Standorte im Stadtgebiet. Eine Herz-CT-Untersuchung bei RIO ist nur in Sterkrade (Wilhemstr. 34) möglich. Eine Herz-MRT-Untersuchung als Alternative (etwa bei einer Jod-Kontrastmittel-Unverträglichkeit oder zur Kontrolle des Herzmuskels) ebenfalls in Sterkrade und ganz neu auch am Standort Styrum (Josefstr. 3). Generell gilt: „Eine Magnetresonanztomografie wird eher bei der Untersuchung von Organen und Muskeln eingesetzt, die CT für Untersuchungen an Gefäßen und Knochen“, erklärt Aissa. In Sterkrade und Styrum übernimmt RIO ebenfalls die Versorgung der stationären Krankenhaus-Patienten. Die Umbauarbeiten für den neuen Standort in Styrum sind so gut wie abgeschlossen.

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