Oberhausen. Nina Chuba hat 3500 Fans in der Turbinenhalle Oberhausen auf ein Glas „Wildberry Lillet“ eingeladen. Bei einem Song wurde es besonders laut.
Sie will Immos. Sie will Dollars. Und 3500 Fans ziehen in der ausverkauften Turbinenhalle Oberhausen gleich mit. Es dauert am Sonntag,28. April, 2024 zwar bis zum Zugaben-Block, bis Nina Chuba mit ihrem Ohrwurm-Hit „Wildberry Lillet“ die Erfrischungen des Abends kredenzt. Die klatschenden, kreischenden und besonders textsicheren Chuba-Anhänger haben die 25-Jährige bis dahin aber schon gut anderthalb Stunden im Dauerfeuer-Modus gesehen.
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Seit ihr deutschsprachiges Debüt-Album „Glas“ im vergangenen Jahr durch die Decke ging, prognostizieren Musikkenner der Frau aus der Kleinstadt Wedel nahe Hamburg einen ebenso steilen Aufstieg wie es ihr schräg ansteigender Bühnenboden erahnen lässt.
Vier Trucks haben die aufwendige Konzertproduktion nach Oberhausen gekarrt. Auf dem Parkplatz der Turbinenhalle sind sie kaum zu übersehen. „Das ist unser erstes richtig großes Konzert der Tour, habt ihr Bock?“, fragt Nina Chuba. Für das Date mit der Sängerin mussten Fans früh zusagen. Für den Gig in der alten Industriehalle gab es schon viele Monate vorher keine Tickets mehr.
Nina Chuba in Oberhausen: Quatschen mit einer Freundin – nur einmal wird sie streng
Nina Katrin Kaiser, wie Nina Chuba bürgerlich heißt, lässt von der ersten Minute an ihre gebundenen Zöpfe fliegen, die sich zum Finale wie bei einem Running-Gag zum Amüsement der Protagonistin verheddern. „Das passiert immer wieder!“
Dabei ist die luftig interagierende Garderobe allesamt Randnotiz. Ihre Stimme ist das, was aus 95 Minuten wirklich hängen bleibt. Irgendwo im zischenden Zwischenraum von Pop und Rap. Die Texte wechseln zwischen Schulhof und feinem Dunst einer Piano-Bar. „Mangos mit Chili“, „Tinnitus“, „Glatteis“.
Wenn sie zwischendurch von der Bühne verschwindet, um plötzlich am Technik-Pult umringt von Fans alles auf die Karte zum Chillen setzt, sind Chuba-Laien baff. Für viele Fans wirkt sie wie eine gute Freundin, mit der man über die aktuelle Beziehung quatscht („Wer von euch ist verliebt?“) und die einem zwischendurch rotzig, aber ehrlich die Meinung geigt.
Als sich Nina Chuba von der Hallenmitte den Weg durch die Menge zurück zur Bühne bahnt, sagt sie: „Schaffen wir es, die Kameras wegzustecken? Ich möchte nicht in Handys blicken!“ Es ist der einzige Moment, an dem die Stimme des auch bei TikTok (850.000 Interessente) angesagten Stars schon ziemlich streng klingt.
Nina Chuba in Oberhausen: Rasante Show mit Papier-Kanonen – beim Puzzeln entspannt sie
Zwischendurch plaudert sie heiter darüber, was sie außer Sport macht, wenn sie gerade einmal nichts macht. Ihr Relax-Hobby lautet: „Puzzeln! Ich liebe das!“ Die Bausteine ihrer Karriere reichen übrigens bis zum TV-Sender Kinderkanal (Kika) zurück. Bei der bekannten Kinder-Krimi-Serie „Die Pfefferkörner“ wirkte Nina Chuba unter dem Namen Nina Flynn zwischen 2008 und 2010 in knapp 30 Folgen mit.
In der Turbinenhalle klatschen jugendliche und nicht mehr ganz so jugendliche Fans gleichermaßen. Wenn sie Fragen stellt, klingen auffällig viele Kinderstimmen durch. Ganz junge Fans sitzen auf Mamas oder Papas Schultern. Oder sie hocken auf dem Balkon im Oberrang. Die Plakate haben sie selbst gebastelt. Buchstaben mit dem Namen der Künstlerin mit ihren Buntstiften ausgemalt und Glitzersterne aufgesprüht.
Die Ohren müssen Eltern ihren Knirpsen nicht zuhalten. Bis auf wenige Ausnahmen pflegt Nina Chuba den deutschsprachigen Sprechgesang ohne sich in Unflätigkeiten zu suhlen. Beim schmissigen „Ich hass’ dich“ tobt der Saal. Es wird besonders laut. Papier-Kanonen feuern Schnipsel in die Jubelmenge. „Heute fühlt sich an wie mein Lieblingstag“, sagt die Sängerin. Obwohl dieser nicht Sonntag, sondern eigentlich Freitag lautet. Weil das Wochenende dann noch vor einem liegt, wie sie meint. Und sicher auch, weil genau so ein Song von ihr heißt.
Nina Chuba in Oberhausen: Pfefferkörner, Traumschiff – bis zur großen Arena-Tournee
Auch für die ZDF-Dauerreihe „Traumschiff“ stand die Musikerin und Schauspielerin vor sechs Jahren vor der Kamera. Dass sie vornehmlich an ihren Musikträumen ackert, sieht man am prall gefüllten Festival-Plan. Im vergangenen Jahr stand sie schon als Headlinerin beim „Juicy Beats“ im Westfalenpark in Dortmund vor einem großen Publikum.
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Am Ende zeigt die Musikerin ihre in einem halben Jahr erworbenen Kenntnisse (O-Ton) auf der Klarinette. Die musikalische Begleitung wird Puristen vorher schon die Freudentränen in die Augen getrieben haben. Trompete, Saxophone und Posaune, von talentierten Musikerinnen teils maskiert gespielt, gehören zur sechsköpfigen Band.
Der Gig in der Turbinenhalle wirkt trotz der Opulenz fast wie ein Club-Konzert. Im kommenden Jahr soll es schon die mehr als viermal so große Lanxess-Arena in Köln (6. November 2025) sein. Auch in der Dortmunder Westfalenhalle (3. November 2025) stellt sie sich vor.
Nina Chuba bringt alles mit, bald zu den ganz großen weiblichen Musik-Stars des Landes zu gehören. Bleibt zu hoffen, dass sie in der Rasanz des Aufstiegs auf ihren steil geschnittenen Bühnenbrettern die Bodenhaftung behält.