Oberhausen. Ein Konzert aus der Geisterbahn: Die Band „Lordi“ hat in der Turbinenhalle ein „Hard Rock Hallelujah“ angestimmt. Was ist vom ESC-Sieg geblieben?
Ach, du Schreck! Werden manche denken: Wie lange ist es noch gleich her, als die finnischen Hard-Rocker von Lordi mit unkonventionellem Schock-Rock die einst so schnarchige Zwitscher-EM „Eurovision Song Contest“ (ESC) aufmischten? 18 Jahre, lautet die Antwort auf eine Frage, die Band und Fans am späten Freitagabend im schummerigen Nebellicht ausblenden. Darauf ein kräftiges: „Hard Rock Hallelujah!“
Obwohl es in Oberhausen größere Bühnen gibt, wirkt die Geister-Kulisse mit 800 Fans bereits nach Sekunden irgendwie: monströs. Dies liegt in der mehr als doppelt so viele Besucher fassenden „Turbinenhalle 2“ nicht an Megamaßen, sondern dem kleinen bisschen Horrorschau, das von den Lappländern genüsslich unter klatschende Metal-Fans gebracht wird. Lordi feiern Wiederauferstehung - und die schaurig verwandelten und maskierten Musiker zeigen sich in Bestform.
ESC-Sieger Lordi in Oberhausen: Von „Devil is a Loser“ bis „Would you love a Monsterman?“
Jah, jah, Lordi baden hier nicht im Schauer des internationalen Sangeswettstreits. Nach ihrem besonders erfolgreichen, dritten Album „The Arockalypse“, aus dem sie in Oberhausen nur sparsame zwei Songs spielen, legten sie bekanntlich acht weitere Studioalben nach, die in Deutschland allesamt in den Charts landeten.
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Auch „Screem Writers Guild“ aus dem Jahr 2023 knackte die Top 30er-Marke. In Oberhausen räumen sie der aktuellen Scheibe unter gut 20 gespielten Songs den Löwenanteil ein. Bis zu den Pflichtsongs „Devil is a Loser“ und „Would you love a Monsterman?“ müssen Konzertgänger trotzdem gelegentlich etwas flaue Längen meistern.
Bandklamotten spielen bei Konzerten allemal Klatsch-Nebenrollen, bei Lordi gehört den Gewändern dagegen beinah die Hauptrolle: 1992 hob Band-Frontmann Tomi Petteri Putaansuu alias Mr. Lordi die Grusel-Gruppe schon als Teenager aus der Taufe. Die Liebe des Musikers, Malers und Kostümtüftlers zu den amerikanischen Rock-Ikonen von Kiss sieht man auch in der Turbinenhalle deutlich. Bevor Mr. Lordi zum Finale seine Fledermaus-artigen Flügel ausbreiten, blicken Fans auf Zombis am Schlagzeug, Gruselpuppen am Keyboard oder Reptilien-Klone am Bass. Kreischende Gitarren rahmen ein Gesamtkunstwerk.
ESC-Sieger Lordi in Oberhausen: Rollende Köpfe, knatternde Sägen und berstende Knochen
Und Horror wäre nicht Horror, würden nicht schmunzelige Schauer-Effekte auf die Fans einprasseln. So lässt der Lordi-Chef direkt vor der ersten Fan-Reihe die Kreissäge routieren. Eine überdimensionale Schlange zischt mit dampfendem Schädel gen jubelnder Menge. Bei Keyboarderin Hella wird in einer Gruft-Zauberkiste mal eben Kopf von Körper getrennt. Und beim gespielten Clinch lässt die Lordi-Truppe zwischendurch zumindest akustisch die Knochen von Statisten bersten.
Ein bisschen Spaß muss eben sein! Dafür sorgt auch Mr. Lordi, der mit feinem Akzent seine Deutsch-Kenntnisse zum Besten gibt. Sein „Es ist scheiße heiß hier“ macht unter den dicken Kostümen im Scheinwerferlicht durchaus Sinn. Das „Shake your Arsch“ wird im besten Denglisch, also einer Mischung aus Deutsch und Englisch, verstanden. Die Lordi-Songs tragen mit englischer Sprache sowieso ein Unisex-Gewand.
ESC-Sieger Lordi in Oberhausen: Zwei Stunden Schock-Rock mit vielen Filmmusik-Anleihen
Überraschende Filmmusik-Liebhaberei kommt in Solo-Passagen zum Vorschein: Neben John Carpenters ikonischer Halloween-Melodie, erklingen John Williams „Star Wars“-Kinomusik sowie seine „Jurassic Park“-Themen und sogar Alan Silvestris „Zurück in die Zukunft“ im Hard-Rock-Kostüm.
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Am Ende sind es knapp zwei Stunden amüsanter Schock-Rock samt einem üppigen Vorprogramm. Lordi füllen auch die eher schmale Zuschauerkulisse mit trickreichem Griff in die Untoten-Kiste mit reichlich Leben. Die Akustik kann trotz lauterer Pegel mithalten. Im zweiten Konzertdrittel wirkt die Konzertdramaturgie allerdings etwas blutleer.
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