Oberhausen. Die Baumfäll-Bilanz schlüsselt auf, wie viele Genehmigungen in Oberhausen fürs Fällen erteilt werden und warum die Bäume weichen müssen.

  • Bäume werden aus ganz unterschiedlichen Gründen gefällt
  • Eine Bilanz schlüsselt die Zahlen und Gründe für Baumfällungen in Oberhausen auf
  • Unterm Strich werden deutlich mehr junge Bäume gepflanzt als alte gefällt werden

Viele Privatleute wollen auf ihren Grundstücken in Oberhausen Bäume fällen. Meist wird das auch erlaubt. Unter dem Strich aber sind in den vergangenen Jahren etwa zehn Mal mehr Bäume nachgepflanzt als gefällt worden. Das haben die Fachleute aus dem Rathaus in den drei Bezirksvertretungen Alt-Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld berichtet.

Etliche Bäume fallen unter die Baumschutzsatzung. Dieses Ortsgesetz hat der Stadtrat 2021 beschlossen, um möglichst viele Bäume zu schützen. Im vergangenen Jahr wurde von Eigentümern beantragt, 219 Einzelbäume zu fällen und 73 zurückzuschneiden. 171 Fällungen (78 Prozent) und 42 Rückschnitte (58 Prozent) wurden von den Service-Betrieben Oberhausen (SBO) genehmigt.

Ab 80 Zentimetern Stammumfang Genehmigung nötig

Für weitere 138 Einzelbäume wurden Anträge gestellt, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Denn geschützt sind zum Beispiel nur Bäume ab einem Stammumfang von 80 Zentimetern. Birken und Pappeln, Nadelbäume (außer Eiben und Gingkos) sowie Obstbäume (außer Walnussbäumen und Esskastanien) sind ebenfalls nicht geschützt. Es sei denn, sie bilden eine Allee oder sind zum Erhalt amtlich festgesetzt oder sind selbst Ersatzpflanzungen.

Sieben Bäume waren bereits abgestorben, bei 39 Bäumen bestand Umsturzgefahr. Sie zu beseitigen, das aber musste dem Rathaus nur gemeldet werden. Knapp die Hälfte der mit Erlaubnis gefällten Bäume haben in Sterkrade gestanden, gut ein Drittel in Alt-Oberhausen. Dabei ist fast jeder dritte Fällantrag aus Sterkrade abgelehnt worden, in Alt-Oberhausen weniger als jeder zehnte.

Fast jeder dritte Baum wegen Bauarbeiten gefällt

Bei 70 Prozent der zur Fällung genehmigten Bäume lagen Krankheiten und Schädigungen vor. Fast alle anderen durften wegen anstehender Bauarbeiten geschlagen werden.

Für 171 gefällte Bäume haben die SBO insgesamt 221 Ersatzpflanzungen verlangt. Wo die Grundstückseigentümer nicht selbst nachpflanzen wollten, konnten sie dafür Geld bezahlen. Auch aus Vorjahren sind 2023 dafür insgesamt 42.750 Euro in die Stadtkasse geflossen.

Nachgepflanzte Bäume sind höchstens 15 Jahre alt

Die Grünen in den Bezirksvertretungen wollten wissen, wie denn die Gesamtbilanz zwischen Fällungen und Ersatzpflanzungen in Oberhausen aussieht. Denn zusätzlich zu den Privatbäumen sind regelmäßig Bäume auf öffentlichen Flächen betroffen oder werden im Stadtwald Aufforstungen durchgeführt. „Das ist ja schwer nachzuhalten“, sagte Ralf Langnese in der Bezirksvertretung Osterfeld. „Gibt es nachhaltige Verbesserungen?“

Weil ein ausgewachsener Baum viel mehr Sauerstoff erzeugt und viel mehr schädliches Kohlendioxid bindet, wäre ein Verhältnis von 1:1 zwischen Fällungen und Neupflanzungen nicht klimagerecht. Denn der nachgepflanzte Jungbaum erreicht erst nach Jahrzehnten die Leistungsfähigkeit des gefällten Altbaumes. „Wir können höchstens zehn bis 15 Jahre alte Bäume nachpflanzen“, erklärte Michael Jehn, zuständiger Dezernent im Rathaus, in der Bezirksvertretung Sterkrade.

In drei Jahren 2280 Bäume gefällt und rund 22900 Bäume nachgepflanzt

Es seien aber viel mehr Bäume gepflanzt als gefällt worden. Jehn berichtete, dass dieses Verhältnis in den Jahren 2020 bis 2022 etwa bei 1:10 gelegen hat. 2020 sind 1166 Bäume gefällt und über 12400 nachgepflanzt worden. 2021 waren es 718 gefällte und 1846 nachgepflanzte Bäume, 2022 396 bzw. 8650. Vollständige Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor.